DHW-Konferenz unterstreicht deutsch-griechische Initiativen und Möglichkeiten.

Berlin: Von Evdokia Prassa.

Im Rahmen der Jahresversammlung 2015 der Deutsch-Hellenischen Wirtschaftsvereinigung (DHW) hat Anfang Oktober die Konferenz Griechenland nach der Wahl – Hellas wieder aufbauen in Berlin stattgefunden.

Experten aus Wissenschaft, Politik, Industrie, Wirtschaft, Diplomatie und Medien haben sich unter diesem Titel in der Landesvertretung des Freistaates Thüringen beim Bund zusammengefunden. Dabei wurde der thematische Schwerpunkt auf den Einsatz deutsch-griechischer Initiativen gelegt – als ein Bestandteil des Wegs aus der Krise.SINEDRIO1

Die parlamentarischen Staatssekretäre Thomas Rachel (MdB / CDU) und Jens Spahn (MdB / CDU) betonten zunächst im Rahmen ihrer Impulsreferate, die positive Zusammenarbeit zwischen Griechenland und Deutschland in verschiedenen wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Bereichen sowie im Bildungs- und Finanzsektor.

Thomas Rachel hob die gemeinsamen Bestrebungen in Forschung und Entwicklung hervor, welche durch die Existenz des bilateralen deutsch-griechischen Forschungsprogrammes ihren Ausdruck finden. Das Programm umfasst unter anderem Gesundheits- und Energieforschung, Bioökonomie und Nanotechnologie. Dies ist das einzige bilaterale Programm, welches Deutschland innerhalb der EU vereinbart hat. Mithin wies er als Staatssekretär beim Bundesminister für Forschung und Bildung auf die höchste Priorität hin, die nach seiner Ansicht die Weiterentwicklung eines deutsch-griechischen Netzwerks ist. Dies sei wichtig für die nachhaltige Stärkung der griechischen Forschungslandschaft, welches zudem ein erweitertes Berufsfeld schaffe. So liegt die derzeitige Jugendarbeitslosigkeit in Griechenland bei um die 48 Prozent – bei einem EU-Durchschnitt von etwa 22 Prozent. Es sei die Verantwortlichkeit der Europäischen Union, den griechischen Jugendlichen berufliche Perspektiven in Griechenland zu bieten, so Rachel. Auf der anderen Seite betonte er aber auch, dass es in der Verantwortung Griechenlands liege einen funktionsfähigen Verwaltungsapparat zu schaffen, und ein beständiges institutionelles Gedächtnis in Ministerien und Behörden aufzubauen. Schließlich rief er zu mehr Innovation für Griechenland auf, die durch die Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft und den Bürgern zu ermöglichen sei.SINEDRIO2

Der Präsident der DHW, Jorgo Chatzimarkakis, wies auf die Pflicht der griechischen Diaspora hin, Griechenland zu unterstützen und zu helfen. Er hob hervor, dass die Unterstützung Deutschlands höchst willkommen sei von der griechischen Seite. So gehe es nun darum Möglichkeiten zu finden, die griechischen Entwicklungen nachhaltig voranzutreiben.

Im Laufe der Tagung wurde der Umfang der Kooperation zwischen Griechenland und Deutschland durch mehrere konkrete Beispiele aufgezeigt. Als eine positive Tendenz wurde die Hilfestellung Deutschlands zur Ausentwicklung der Institution for Growth benannt, die als Förderfonds günstigere Finanzierungsbedingungen für kleinere und mittlere Unternehmen in Griechenland gewährleisten soll, ein Projekt, das nach Aussage des Parlamentarischen Staatssekretärs im Bundesministerium der Finanzen, Jens Spahn, eine Herzensangelegenheit auch von Wolfgang Schäuble sei. Jens Spahn, der bei der Abstimmung über das dritte Rettungspaket für Griechenland mit JA gestimmt hatte, tat es deshalb, weil er an Europa glaube und die Hoffnung nicht ganz aufgegeben habe, dass es mit Griechenland in der Euro-Zone gelingen kann. So hoffe er jetzt, dass auch Ministerpräsident Tsipras seine Hausaufgaben mache und endlich alle versprochenen Reformen umsetze. Dass es mit Griechenland aufwärts gehen kann, bekräftigte in der anschließenden Panel-Diskussion auch Dr. Markus Krall von Goetzpartners, einem Unternehmen, das die griechische Regierung unter Varoufakis beraten hat. Er rechnete dem Auditorium vor, dass z.B. ein Asset von Vermögen des griechischen Staates und evtl. auch der griechischen Kirche in Höhe von 100 Mrd. Euro durchaus ein Instrument wäre, damit das Land schnell aus der Krise kommt.

Zudem zeigten sich auf Ebene der Bundesländer die Bemühungen des Freistaats Thüringen und seines Ministerpräsidenten Bodo Ramelow, die EU-Ausbildungsinitiativen zu fördern, und die Bundesregierung aktiv im Rahmen der deutsch-griechischen Partnerschaft zu unterstützen. Ergebnisse dieses Einsatzes sind vor allem am organisierten Austausch von Fachkräften zwischen Athen und Erfurt erkennbar.SINEDRIO3

Durch die lebendigen Panel-Diskussionen wurden viele Bereiche aufgezeigt, die zu einer Verbesserung der Lage in Griechenland führen können. Darunter fallen die Erweiterung des Einsatzes erneuerbarer Energiequellen, die Modernisierung des griechischen Tourismussektors und die Verbesserung von Organisation und Aufbau vieler griechischer Häfen, Flughäfen und Infrastrukturprojekten. Auch wurde ausführlich in speziellen Panels diskutiert, ob und wie Griechenland sich zu einem Silicon Valley für Startups bzw. zu einem Kalifornien Europas für Senioren werden kann.

Die schleppende Fortsetzung von Initiativen wurde dabei von den Teilnehmern negativ hervorgehoben. Grund dafür seien die geringe Innovation seitens der griechischen Wirtschaft und dem Mangel an einer fähigen Verwaltung und einer effizienten Justiz. Infolgedessen entstand im Laufe der Konferenz die Idee, die Reformierung des Verwaltungsapparates den Diaspora-Griechen anzuvertrauen. Das Fazit der Konferenz stellt die Erkenntnis von Möglichkeiten dar, die Griechenland bei seinem Weg aus der Krise unterstützen kann.

An den Panels der Konferenz nahmen u.a. teil:

Staatssekretär Malte Krückels (Bevollmächtigter des Freistaates Thüringen beim Bund), Richard Blömer (Haus der politischen Bildung, Berlin), Jorgo Chatzimarkakis (DHW), Thomas Rachel MdB (Parlament. Staatsekretär beim Bundesminister für Forschung und Bildung), Prof. Dr. Alexander Kritikos (DIW Berlin), Jens Spahn MdB (Parlament. Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen), Prof. Dr. Gr. Zarotiadis (Aristoteles Universität Thessaloniki), Prof. Dr. Hans-Liudger Dienel (TU Berlin), Dr. Peter Littig (DEKRA Akademie) Dr. Lambis Tassakos (DHW), Karsten Voss (Pro Guest Touristik Marketing GmbH, Düsseldorf), Petros Tossios (Bremer Landesbank), Athanassios Titonis (Flughafen Köln-Bonn), Prof. Dr. Dieter Otten (Hyperion-Solarthermie), Wolfgang Hoelscher-Obermaier (Auswärtiges Amt), Phedon G. Codjambopoulo (DHW), Frauke Berbig (Paritätische BuntStiftung Thüringen), Karl Hinterleitner (ZDF, Autor der Doku „Die Griechenlandlüge“) Prof. M. Pechlivanos (CEMOG, Berlin), Rolf Stöckel (Beauftragter der Bundesfamilienministerin für das Deutsch-Griechische Jugendwerk), Otto Kentzler (Ehrenpräsident des ZDH, Beauftragter für die deutsch-griechische Kammerkooperation der DGV), Dr. Markus Krall (Goetzpartners, Wiesbaden), Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk (Präsidentin der Vereinigung der Deutsch-Griechischen Gesellschaften), Dr. Uwe Klein (PantaRhei Projects, München), Joachim Bleicker (Auswärtiges Amt, Beauftragter für die Beziehungen zu den Mitgliedstaaten der Europäischen Union).

ΑΦΗΣΤΕ ΜΙΑ ΑΠΑΝΤΗΣΗ