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Berlin: Für die Elliniki Gnomi von Athanasia Theel.

Kostas Papanastasiou ist Schauspieler, studierter Architekt, Gastronom, Sänger und Poet. Wohl am bekanntesten ist er durch seine Rolle des griechischen Gastwirtes Panaiotis Sarikakis in der Serie „Lindenstraße“. Derzeit betreibt er das griechische Restaurant „Terzo Mondo“ in Berlin und setzt zudem sein künstlerisches Schaffen weiter fort. Ein facettenreiches Interview über das Leben und weitere Wirken dieses Mannes.

1) Wann sind Sie nach Deutschland gekommen und was waren die Gründe dafür?

Ich bin im Oktober 1956 nach Deutschland gekommen um an der technischen Universität Architektur zu studieren. Ursprünglich habe ich meine Aufnahmeprüfung für das Studium in Wien gemacht. Allerdings musste ich aus finanziellen Gründen Wien verlassen und, da Berlin als weitaus billiger galt und Nebenjobs zur selbstständigen Finanzierung des Studiums möglich waren, habe ich mich für einen Umzug entschieden. Das erste Jahr in Berlin war recht schwerlich, denn ich hatte nicht genug Geld für die Immatrikulation und so konnte ich auch nicht die Nebenjobs für Studenten machen. Ich habe ein Jahr mit den geringsten finanziellen Mitteln gelebt, auch ein paar Nächte auf einer Parkbank kamen vor und schließlich habe ich  mit meinen zwei Cousins, die zu der Zeit auch in Berlin waren, gelebt. Als junger Mensch von 19 Jahren war es eine Zeit, die ich mit der Hoffnung auf Besserung gut überstehen konnte. Schließlich schickte mir mein Vater per Post 15 Dollar (ca. 60 DM/ca. 30 €), die genau der Aufnahmegebühr an der Universität entsprachen, so konnte ich mit dem Studium beginnen und von dort an ging es aufwärts.

2) Wie kam es zur Schauspielerei und schließlich auch zur Rolle des Gastwirtes Panaiotis Sarikakis in der Serie „Lindenstraße“?

Ich wollte nie Schauspieler werden. Für mich war das ein brotloser Beruf. Zu meiner Studienzeit hatte ich ein Zimmer bei einer älteren Gastwirtin wie es zur damaligen Zeit üblich war. Ich wurde  häufig angesprochen, warum ich Architektur studiere und nicht Schauspielerei. Ich habe mich in vielfältiger Weise rausgeredet und bin diesem Thema ausgewichen. Eines Tages lud mich meine Wirtin zum Kaffee ein und kündigte mir an, dass sie mich zur Schauspielschule angemeldet habe. Ich bin erstaunt gewesen, weil die Kosten für die Schule höher für meine Wirtin waren als meine Miete, die ich ihr zahlte. Ich bin zu der Schule gegangen und war von den ganzen verrückten Menschen, die ich dort antraf, begeistert. Also bin ich parallel zu meinem Studium dort geblieben und habe die Zeit sehr genossen.

Nach dem Abschluss meines Studiums und der Schauspielschule habe ich mich der Architektur gewidmet und 1974 mein Restaurant „Terzo Mondo“ eröffnet, welches nun seit jeher besteht. Diesen Schritt tat ich um eine Begegnungsstätte für Griechen zu schaffen, die unter der damaligen Diktatur in ihrem Heimatland litten. So ist auch der Name des vorherigen italienischen Besitzers geblieben, denn die Übersetzung dessen ist „drei Welten“, welches mir als ein guter Name für solch einen Ort erschien.

Für den Film „die Eroberung der Zitadelle“, welcher 1977 auch bei der Berlinale zu sehen war, wurde ich im Restaurant angefragt. Hier habe ich auch Hans W. Geißendörfer kennengelernt, Erfinder der Serie „Lindenstraße“, der mir 1985 die Rolle des Gastwirtes Panaiotis Sarikakis  angeboten hat. Ich bin einverstanden gewesen und bin seitdem dabei. Manchmal tauche ich in der Serie noch auf, wenn mich meine Lindenstraßenfamilie braucht. Das Team dort ist sehr nett und die Solidarität unter den Kollegen ist ungebrochen.

3) Nun zu einer Frage, die gestellt werden muss. Wie sehen Sie die Krise in Griechenland und was meinen Sie zu der teils doch sehr angespannten Stimmung zwischen Deutschland und Griechenland?

Meiner Ansicht nach sind Fehler auf mehreren Seiten gemacht wurden. Sowohl auf der politischen und ökonomischen Ebene Griechenlands, als auch auf der Ebene der EU und Deutschlands. Rückblickend hätte Griechenland vor dem Eintritt in die EU und der Einführung des Euros erst einmal soweit wirtschaftlich gestärkt werden müssen, dass es die gleiche Währung ohne größere Belastungen hätte mittragen können. Die ökonomischen Möglichkeiten der Länder waren und sind zu verschieden um eine gleiche Währung ohne Probleme aufzunehmen.

Vergleichen wir Deutschland mit der EU so zeigt sich, dass Deutschland das gleiche Problem hat hinsichtlich der Divergenz zwischen reichen und armen Ländern. Hier kann dies durch den Länderfinanzausgleich auf Bundesebene gelöst werden, aber auf der EU-Ebene ist so etwas nicht möglich. Deutschland hat gemeinsame Grenzen, eine gemeinsame Sprache und eine gemeinsame Politik und so ist es bei der EU nun mal nicht.

Unter diesen Umständen bin ich der Meinung, dass Griechenland nicht in die EU hätte eintreten dürfen und ein Austritt zum jetzigen Zeitpunkt als ein möglicher Weg erscheint.

Die angespannte Stimmung innerhalb dieser Krise und besonders zwischen Griechenland und Deutschland ist zu einem großen Teil den Berichterstattungen einiger Medien zuzuschreiben. Es gab Zeitungen in Deutschland, welche die Aphrodite mit erhobenem Mittelfinger druckten oder mit „Schmeißt die Griechen aus der EU“, „Der faule Grieche“ usw. titelten. Das Gefühl der Angegriffenheit, welches daraus hervorging, ist verständlich. Es wurden damit alte Hexen geweckt – ungeklärte Unstimmigkeiten aus der Vergangenheit. Die Griechen haben viel für Deutschland getan und sind ihnen auch nach dem Zweiten Weltkrieg schnell wieder versöhnlich gegenüber getreten. In Griechenland wurde das erste Goethe-Institut im Ausland errichtet und einige andere Aspekte könnte ich nun aufzählen. Was ich damit sagen möchte ist, dass Deutschland als entscheidungskräftiges Land innerhalb der EU, auch diese Aspekte berücksichtigen sollte. Eine Schuldenerlassung würde Griechenland wieder auf die Beine helfen – sowie einst Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg.

4) Meinen Sie, dass ein kultureller Verlust in Griechenland droht aufgrund der Krise?

Nein, das denke ich nicht. Die Griechen waren zu allen Zeiten schöpferisch. Es ist auch eine Art Pflicht der Bevölkerung die kulturellen Aspekte zu wahren und weiter voran zu bringen. Die momentanen Schwierigkeiten sind eindeutig und auch, dass die Regierung wenig Unterstützung hinsichtlich dessen leisten kann, aber ich denke ein Verlust droht trotzdem nicht.
 

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