Von Sylvia Löser – Walter Bachsteffel

Christos Lasaridis, Sie sind Leiter der DGV-Büros in Thessaloniki und Athen. Was genau können sich unsere Leser unter der Deutsch-Griechischen-Versammlung (DGV) vorstellen? christo 1

  • Das Entscheidende in der Arbeit der DGV ist der Dialog! Wir müssen miteinander reden, auf der Türschwelle sitzen und uns gegenseitig sagen, wie viel Salz zur Gourmet-Qualität gehört. Die DGV bietet Wissen an und nimmt es zur gegenseitigen Ergänzung auch an. Das bedeutet dann, Unterschiede zu kommunizieren, Stärken auszutauschen dass man/frau nicht alleine im Schloss sitzt und Löcher im Wasser bohrt. Vom hohen Ross abzusteigen, etwas Schlamm unten die glänzenden Stiefel zu bekommen und die Karre des Nachbarn voran puschen. Das führt zum Wohlgefühl, dass man/frau nicht alleine vorantreibt.

Wir hörten und besuchten zahlreiche Konferenzen zu den unterschiedlichsten Themen. Die Spannweite war groß. Sie reichte von Erneuerbaren Energien über Marketingmethoden, von nachhaltigem Tourismus bis zu Jugendperspektiven.  Viel Arbeit wurde getan. Können sie uns einige Beispiele erfolgreicher Zusammenarbeit von Griechen und Deutschen benennen?

·        Das Erfolgreichste ist, dass wir dabei mit Händen, Füssen, Armen das Sprechen, die Kommunikation lernen. Es gibt einen Ursprung und eine, gemeinsame Zukunft. Osmose, Interaktion, Austausch der wirtschaftlichen, administrativen, kulturellen, wissenschaftlichen Erfahrungen stellen eine Bereicherung dar und bilden das Fundament für Entwicklung in allen Ebenen. In unserer Welt der Zukunft wird jedes Volk auf die Anderen Einfluss nehmen, ähnlich den einzelnen Körperteilen, die sich stets gegenseitig beeinflussen. Dabei dürfen wir niemals vergessen! Augenhöhe, gegenseitiger Respekt!

Nach zwei Kongressen der DGV in Thessaloniki findet die Tagung 2013 erstmals in Nürnberg statt. Geben sie uns bitte einen kurzen Überblick über die Themenbereiche.

  • Der Bogen ist sehr weit gespannt. Das Programm sieht unter dem Stichwort „Stadt der Zukunft“ eine Fülle von Themenbereichen vor, die ich deshalb nur kurz anreißen kann. Neben einem kurzen Überblick über die bisherige Arbeit der DGV finden Exkursionen zu den brennendsten Aufgaben kommunaler Selbstverwaltung statt. Nürnberg ist Vorreiter im Bereich erneuerbarer Energien, für viele Bürgermeister ein ganz wichtiger Punkt. Aber auch Kommunales Management, Wassermanagement oder Integration in den Arbeitsmarkt sind zukunftsweisende Themen. Vorgesehen ist weiter in Arbeitskreisen die Vertiefung des auf den Exkursionen Erfahrenen. Wie können Synergien und Strategien im kommunalen Verwaltungshandeln umgesetzt werden? Konkrete Beispiele der deutsch-griechischen Zusammenarbeit sollen dann Anreize bieten, diese Zusammenarbeit weiter zu vertiefen oder zu beginnen. 

Wie geht es mit der DGV künftig weiter?

  • Es kann sein, dass wir als Völker unterschiedliche Ansichten vertreten, andere Ideen haben und eine volkseigene Mentalität besitzen. Zum ersten Mal in der Geschichte wagt die Deutsch-Griechische Versammlung, die im März 2010 ins Leben gerufen wurde, einen wellenschlagenden, neuartigen Meilenstein zu setzen – einen Leuchtturm, der gemeinschaftlichem, kooperativem, Länder übergreifendem Miteinander den Weg weist, und Alle einlädt, den nächsten Tag einzuläuten. So wie Kinder wachsen und aus dem Haus gehen, so wird auch die DGV einen eigenen Weg finden. Sie wird eine Selbstverständlichkeit werden, immer größere Kreise bilden, immer mehr Menschen erreichen. Gewiss wird es noch eine DGV V / VI geben! Vielleicht schaffen wir es, daraus noch eine NGO auf die Beine zu stellen.

 Herr Lasaridis, wir danken für dieses Gespräch.

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Maria Vassiliadou,  das Team der Deutsch-Griechischen Versammlung (DGV) besteht aus vier Personen. Sie arbeiten unmittelbar mit Christos Lasaridis im DGV-Büro Oreokastro/Thessaloniki zusammen. Bei unseren Besuchen liefen ständig die Telefondrähte heiß. Jeder wollte etwas von Ihnen._DSF2298

 

Beschreiben Sie uns bitte kurz Ihren Arbeitsalltag.

 

Die DGV Thessaloniki ist als Schnittstelle der deutsch-griechischen Zusammenarbeit in Griechenland zu verstehen, daher unterstütze ich in erster Linie die Koordination der Netzwerkarbeit der Akteure vor Ort. Viele Anfragen, die bei dem Generalkonsulat, Gemeinden und anderen Institutionen in Deutschland und Griechenland auflaufen, werden an uns weitergeleitet und ich wirke als Back-Office für die Projektleitung DGV Thessaloniki. Daher gestaltet sich mein Arbeitsalltag rein gar nicht homogen. Neben organisatorischen Angelegenheiten und Büro- und Reiseorganisation, fallen allgemeine Auskünfte über die Tätigkeiten der DGV, die Vermittlung der richtigen Ansprechpartner zu den jeweiligen Themenbereichen, der Aufbau des Wissens- und Kontaktpersonen-Pools genauso in meinen Bereich wie Eventmanagement zu der Durchführung von Konferenzen, Events und Workshops.

 

 

Welche Entwicklungen resultieren Ihrer Meinung nach aus der Arbeit der DGV in der Zusammenarbeit beider Länder?

 

Die Arbeitsschwerpunkte haben sich in den letzten beiden Jahren verschoben. Die DGV ist März 2010 ins Leben gerufen worden und hat Ihre Arbeit aufgenommen und Schritt für Schritt Gemeinden und deutsche und griechische Akteure für den Aufbau des deutsch-griechischen Netzwerkes gewonnen. In den letzten beiden Jahren haben sich zentrale Themen und Projekte herausgebildet, an denen viele Interessentengruppen mitwirken und teilnehmen wollen. Nunmehr geht es um die aktive und erfolgreiche Unterstützung dieser deutsch-griechischen Know-How-Partnerschaften und auch um die Vermittlung von Kontakten zwischen deutschen und griechischen Akteuren auf kommunaler Ebene zur Vertiefung dieser effektiven Netzwerkarbeit. Ein gutes Beispiel ist die kommende 4. Deutsch-Griechischen Versammlung (DGV IV) in Nürnberg. Ich bin für die Vorbereitung der Konferenz auf griechischer Seite zuständig. Die Projekte und Themen, die vorgestellt werden, haben konkrete Formen angenommen und zeigen durchaus erste erfolgreiche Ergebnisse der Zusammenarbeit der beiden Länder.

 

 

Nirgends kann es nur Erfolge geben. Wo gibt es Ihrer Kenntnis nach Bedarf, die Zusammenarbeit von deutschen und griechischen kommunalen Partnerschaften weiterzuentwickeln?

 

Aus meinen Erfahrungen kann ich sagen, dass die Initiierung und Betreuung von Projekten zur deutsch-griechischen Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene durchaus erfolgreich war. Sowohl die deutsche als auch die griechische kommunale Ebene zeigt großes Interesse an einer Zusammenarbeit. Sicherlich waren unsere anfänglichen Bemühungen von Skepsis begleitet, es galt, Vertrauen in unsere Arbeit zu schaffen. Und vor allem ist es wichtig, Nachhaltigkeit zu gewährleisten, d.h. nicht nur Gespräche oder eine Konferenz zu einem Thema stehen zu lassen, sondern Handlungsbedarf herauszuarbeiten, gezielte Follow-Ups zu organisieren, die Akteure immer wieder zu informieren, das Netzwerk also am Leben zu erhalten, zu kontaktieren und zu weiteren Aktionen motivieren. Hier besteht viel Gesprächsbedarf und vor allem ist es notwendig, Fingerspitzengefühl für die Probleme in Griechenland zu haben.

 

 

Wir hörten von Praktikumsplätzen für griechische Jugendliche in deutschen Städten, von Schulpartnerschaften und Plänen zum Ausbau von Berufsbildung, Perspektiven für griechische Jugendliche. Was können Sie uns dazu sagen?

 

Im Jahr 2011 wurden mir Ideen zu Schulpartnerschaften zwischen den Städten Oreokastro und Detmold zugetragen. Da ich selbst zwei Kinder im schulfähigen Alter habe und in Deutschland geboren und aufgewachsen bin, habe ich diese Anstöße im Rahmen meiner Möglichkeiten, eigeninitiativ weiterentwickelt und aus der Idee wurde ein konkretes Projekt. Mittlerweile haben wir über 20 Jugendlichen die Möglichkeit geben können, in Deutschland für 3 Wochen Leben, Schul- und Arbeitsalltag kennenzulernen. Die Gemeinden arbeiten mit meiner Hilfe ganz aktiv anhand dieses Projektes zusammen. In meinen Bereich fällt nunmehr auch das Projektmanagement Jugend/Praktika und die Koordinierung bezüglich Praktika und Berufsausbildungsplätzen. Wir planen für 2014 im Rahmen des Netzwerkes, weitere 3 Partnerschaften zu organisieren und dies auf  Kindergärten, Grundschulen, Vereinen usw. auszuweiten.

 

Frau Vassiliadou, wir danken für das Gespräch.

 

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