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Berlin: Stefan Schaub.

Vom 10. bis 12. September 2015 luden die Europäische Akademie Berlin und das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland zu einem zweitägigen Informations- und Austauschprogramm in die deutsche Hauptstadt ein. Unter dem Titel Southern Europe – where is the European Monetary Union heading? debattierten 17 internationale Medienvertreter aus Griechenland (darunter der Fernsehsender ERT3 Thessaloniki, die Tageszeitung Aggelioforos, das Online-Nachrichtenmagazin Naousanews und die Elliniki Gnomi), Spanien, Italien, Portugal und Deutschland neben wirtschaftspolitischen Fragestellungen über dringliche humanitäre Probleme sowie die Beziehungen zwischen Deutschland und den südlichen Ländern.

Besuche repräsentativer Stätten, Vorträge und Workshops lieferten einen Einblick in das politische sowie wirtschaftliche System Deutschlands und brachten die spezifisch deutsche Sichtweise hinsichtlich der Herausforderungen des heutigen Europas näher. Dabei wurde ersichtlich, dass innerhalb der Nord-Süd-Beziehungen auf beiderlei Seiten Unklarheiten beseitigt werden müssen, um gemeinsam an einer Lösung der komplexen Probleme zu arbeiten.

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Das politische und wirtschaftliche Geschehen sind hierbei jedoch nur die eine Seite der Medaille, das medial vermittelte Bild ist die andere. Gerade die Medien sollten sich in der schon angeheizten Diskussion um Euro- und Flüchtlingskrise ihrer Funktion der Kritik und Kontrolle bewusst sein. Oft zeigt sich zu einseitige und nicht selten populistische Berichterstattung, welche einen ernst zu nehmenden Faktor darstellt. Keinem ist mit derlei hetzerischen Bildern wie dem Bild des „faulen Griechen“ geholfen. Im Gegenteil, um die Probleme des heutigen Europas anzugehen, braucht es eine Sicht auf die Dinge, die abseits von Generalisierung und Vorurteilen besteht. Dafür ist eine stärkere Vernetzung auf allen Ebenen nötig: politisch, wirtschaftlich und medial, wenngleich die gegenseitige Unabhängigkeit gewahrt werden muss.

Während der Tagung kam deshalb dem Diskussionsformat World Café eine entscheidende, weil Klarheit schaffende, Funktion bei. Abseits technokratischer Thesen hatten die Vertreter der einzelnen Länder so die Möglichkeit, Licht ins Dunkel zu bringen und den anderen Journalisten die Sichtweise des jeweiligen Landes zur Euro- und Flüchtlingskrise zu erläutern. Ziel war daher nicht nur ein besseres gegenseitiges Verständnis zu schaffen, im besten Falle sollten Lösungsansätze ausfindig gemacht werden.

Kerstin Becker, Referentin zum Thema Asylpolitik und Mitarbeiterin des Deutschen Roten Kreuz, beschrieb die gegenwärtigen Herausforderungen um die Flüchtlingsdebatte als zu bewältigen, wenn auch mit einem großem Krafteinsatz vieler Helfer. So gebe es eine neue Freiwilligenkultur und viele NGOs unterstützen die Menschen in den Erstaufnahmelagern, beispielsweise auf der griechischen Insel Lesbos. Dort verteilt das Deutsche Rote Kreuz bis Ende des Jahres mehr als 19.000 Hygienepakete an die Neuankömmlinge. Zudem betonte Becker die Notwendigkeit der sogenannten Hotspots, die zur Registrierung der Flüchtlinge geschaffen werden sollen. Neben Italien sollen in Griechenland die Registrierungszentren auf den Inseln Chios, Samos, Leros und Kos eingerichtet werden. Auf Lesbos wurde der Betrieb bereits aufgenommen.

ZEIT-Korrespondent Mark Schieritz, Redner zur Eurokrise, betonte innerhalb der Diskussionsrunde, dass die fiskalpoltischen Probleme zu spät erkannt worden seien, es am Ende aber auch nur um Geld ginge. Humanitäre Aufgaben sollten demnach vorangestellt werden und die EU mehr denn je als Wertegemeinschaft einstehen.

Nicht nur die europäischen Staaten und ihre Politiker stehen vor großen Herausforderungen. Es gilt, die Medien und Menschen näher zusammenzubringen. Dies ist mit der Austauschplattform gelungen und sicherlich ein vielversprechender Ansatz.

 

 

 

 

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