Prof. Dr. Jan Murken gehört zu den Gründervätern des König Otto-Museums, das demnächst seinen stolzen 25. Geburtstag feiert. Foto: hw

 

12 Kilometer südlich Münchens liegt eine griechische Enklave Namens Ottobrunn. Benannt wurde sie nach dem ersten König des befreiten Griechenlands, dem Wittelsbacher König Otto, denn auf ihrem Gebiet entsandte König Ludwig I. seinen Sprössling mit allen guten Wünschen nach Griechenland, um es nach der überwundenen Türkenherrschaft in die Völkerfamilie Europas harmonisch einzugliedern.
Deshalb schloss die Gemeinde Ottobrunn als erste deutsche Stadt Partnerschaft mit einer griechischen, nämlich Ottos erster Residenzstadt Nafplio. Vor 30 Jahren schuf dort auch noch der Kinderarzt Professor Jan Murkendas Otto-König – von – Griechenland – Museum. Es strotzt vor Dokumenten und wertvollen Kunstgegenständen aus dem Griechenland zu Ottos Zeiten und birgt geschichtliche Schätze, um die es viele Historiker beneiden. Nur zwei Beispiele:
Das Museum besitzt den einzig erhaltenen farbigen Originalplan des Gartenbauarchitekten Baraud, der in Athen den heutigen Nationalgarten, die grüne Lunge der Metropole, schuf. An diesem Plan orientieren sich heute noch Athener Idealisten, die dem vernachlässigten Park seine ursprüngliche Pracht wieder schenken wollen. Ein ganz seltenes Prunkstück sind auch die sogenannten Musurusteller aus Nymphenburger Porzellan.
Zum geschichtlichen Hintergrund
Viele engagierte Bürger haben zur Entstehung und zum Gelingen des kleinen, aber feinen Museums über den »bayerischen« König der Griechen, Otto I., der Sohn von König Ludwig I. von Bayern und Königin Therese war, beigetragen und dafür gesorgt, dass es weit über die Grenzen von Ottobrunn hinaus Beachtung findet. Als 17-Jähriger zog König Otto I. 1832 nach Griechenland, um dort als erster König von Griechenland zu helfen, das Land aufzubauen. 30 Jahre war er dort im Amt und half die Verwaltung aufzubauen, bevor er schließlich von den Griechen vom Thron vertrieben wurde. Unter seiner Regentschaft wurden die administrativen Grundlagen des modernen Griechenlands geschaffen. Die griechische Gesetzgebung orientierte sich damals an deutschen Vorbildern, sogar das bayerische Reinheitsgebot für Bier wurde nach Griechenland exportiert.
Verabschiedet wurde der junge König bei seiner Abreise 1832 von seinem Vater am Kilometer 12 der Rosenheimer Landstraße, der Ort, an dem heute die 1834 erbaute Ottosäule an diesen denkwürdigen Augenblick erinnert. Dieses Ereignis führte schließlich dazu, dass König Otto I. zum Namensgeber für Ottobrunn avancierte, dasfrüher ein Ortsteil von Unterhaching gewesen ist und erst 1955 zu einer eigenen Ortschaft erhoben wurde. Wieder aufgegriffen wurde das Interesse an der Person König Ottos und seinem Wirken in Griechenland schließlich Anfang der 70er Jahre von Prof. Dr. Jan Murken, Kinderarzt und Facharzt für Humangenetik, der frisch nach Ottobrunn hinzugezogen war. Gemeinsam mit anderen Mitstreitern erreichte der Philhellene, dass der Gemeinderat 1976 beschloss, zunächst historische Dokumente und Objekte aus der Zeit des Wirkens König Ottos I. in Griechenland zusammenzutragen, um überhaupt einmal zu sehen, wie viel Material es in diesem Zusammenhang gibt, wie Jan Murken zurückblickend verrät.
Kostbare Preziosen auf 200 Quadratmetern
Zunächst wurden diese kostbaren Funde im »heimatkundlichen Archiv« gesammelt und in wechselnden Ausstellungen im Rathaus gezeigt. Mit dem Bau des neuen Rathauses und des Wolf-Ferrari-Hauses wurde auch das Otto-König-von-Griechenland-Museum in der Rathausstraße 3 eröffnet. »Der Beschluss des Gemeinderates war dazu einstimmig«, verweist Jan Murken auf den großen Rückhalt, den das Museum in der Gemeinde genießt. Nach dem Auszug der direkt angrenzenden Kreissparkasse Ende der 90er Jahre konnte das Museum nach einem Umbau im Jahr 2000 wieder eröffnet werden. Rund 200 Quadratmeter zeugen nun von der besonderen Verbindung zwischen Bayern und Griechenland. Viele einmalige Preziosen beinhaltet das Museum, vieles davon Leihgaben und Schenkungen, aber auch immer wieder besondere Erwerbungen, die unter anderem durch die Zuwendungen von Kunststiftungen ermöglicht wurden.
So kann man unter anderem Gemälde von Peter von Heß, Carl Wilhelm von Heideck und Georg Christian Perlberg bewundern genau wie Silberobjekte und Porzellan von der Königlichen Tafel in Athen. Aber auch alltägliche Gebrauchsgegenstände zeigt die Ausstellung, wie beispielsweise eine Pulverdose aus der Zeit des griechischen Freiheitskampfes. Das Museum offenbart aber beileibe nicht alle Schätze, die man in Ottobrunn zusammengetragen hat. So veranstaltet das Museum regelmäßig Sonderausstellungen aus seinem reichen Fundus. Den Begründern des Museums war es aber nicht nur daran gelegen, historisches Wissen zu sammeln, sondern die Freundschaft zwischen Griechenland und Bayern neu zu beleben. »Zu einer derartigen Erfolgsgeschichte gehören aber viele Namen«, betont Jan Murken und weiter: »Undenkbar wäre der Erfolg des Museums auch ohne Theodor Nikolaou, Herbert und Tilde Schmitz, Herbert Speckner und Dieter Wax, um nur einige zu nennen, die sich mit großem Engagement und Eifer einsetzen.«
All das und noch viel mehr, vermittelt das Museum seinen Besucher. Es lohnt sich also nicht nur für Geschichtsfreunde aus Deutschland und Griechenland das Museum zu besuchen

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