Der Wiener orthodoxe Metropolit hat wesentlich zum Ausbau der orthodoxen Seelsorge in Österreich beigetragen und ist ein Vorkämpfer der Ökumene.

Wien (OTS). Der Wiener griechisch-orthodoxe Metropolit Michael Staikos wurde vor 25 Jahren – am 12. Januar 1986 – zum Bischof geweiht. Als Metropolit des Ökumenischen Patriarchats ist er der ranghöchste Repräsentant der Orthodoxie in Österreich. Im November 1991 hatte ihn der Heilige Synod des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel bei der ersten Sitzung unter Leitung des neuen Patriarchen Bartholomaios I. zum Metropoliten von Austria und Exarchen für Ungarn gewählt. Im Oktober des Vorjahrs wurde unter dem Vorsitz von Metropolit Staikos die Orthodoxe Bischofskonferenz für Österreich begründet. Metropolit Staikos betonte in seiner Eröffnungsansprache, dass sich die orthodoxe Kirche in Österreich in einer neuen Situation mit großen Herausforderungen befinde. Die Orthodoxie sei in Österreich stark gewachsen: 500.000 orthodoxe Christen seien eine Realität, “die nicht unberücksichtigt bleiben darf”. Staikos damals wörtlich: “Das Zusammenleben in einer neuen Gesellschaft mit einer vielfältigen und pluriformen kulturellen und religiösen Wirklichkeit verlangt neue und konkrete Anstrengungen von den Verantwortlichen der Kirche, damit wir den neuen Bedürfnissen und Herausforderungen gerecht werden”. Der Metropolit von Austria sprach insbesondere den orthodoxen Religionsunterricht sowie die Krankenhaus-, Militär- und Gefängnisseelsorge an. Mit der Errichtung der neuen Bischofskonferenz könnten diese Aufgaben besser bewältigt werden. Zugleich betonte Staikos: “Nur mit einer einheitlichen Stimme können wir Orthodoxe ein kräftiges und hörbares orthodoxes Zeugnis ablegen”.

Mit dem “panorthodoxen Zeugnis” ist dem Metropoliten auch der ökumenische und interreligiöse Dialog in Österreich ein zentraler Auftrag. Zwei Amtsperioden hindurch (1995-2000) war er Vorsitzender des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ). Er ist Konsultor der Stiftung “Pro Oriente” und war schon beim ersten ökumenischen Symposion der Stiftung 1965 dabei. Viele Jahre arbeitete er in der legendären ORF-Radio-Reihe “Ökumenische Morgenfeier” mit.

Als Legat des Ökumenischen Patriarchen hat Staikos die Kirche von Konstantinopel oft bei panorthodoxen und ökumenischen Ereignissen vertreten. Mehrere Jahre gehörte er auch dem Heiligen Synod des Ökumenischen Patriarchats an. Ein Herzensanliegen ist dem orthodoxen

Metropoliten das Verhältnis zur katholischen Ortskirche in Wien. Besonders verbunden war er mit Kardinal Franz König. Mit Kardinal Christoph Schönborn und Weihbischof Helmut Krätzl zählte er zu den letzten Besuchern am Sterbebett des Wiener Alterzbischofs im März 2004.

Metropolit Staikos hat wesentlich zum Ausbau der orthodoxen Seelsorge in Österreich beigetragen – aber auch in Ungarn, wo er sich tatkräftig für die Wiederbelebung der von den Kommunisten unterdrückten griechischen Orthodoxie einsetzte. Dem Wirken des Metropoliten ist es zu verdanken, dass im Bewusstsein – auch der politischen Öffentlichkeit in Österreich – die Orthodoxie als tragender Bestandteil des europäischen Erbes und der europäischen Zukunft wahrgenommen wird. Staikos kommt aus der Schule seines Vorgängers, des 1995 verstorbenen Metropoliten Chrysostomos Tsiter, dessen Familie österreichische Wurzeln hatte. Zunächst als Sekretär und dann als Generalvikar, ab 1986 als Auxiliarbischof begleitete Staikos den Weg seines Vorgängers.

Für den Wiener Metropoliten ist es selbstverständlich, die Verbundenheit zwischen Österreich und der Orthodoxie immer wieder in Erinnerung zu rufen. Dabei verweist er oft auf die großen Namen, die in der Vorhalle der Wiener griechisch-orthodoxen Dreifaltigkeitskathedrale festgehalten sind: Diese Namen wie Dumba, Sina, Karajan usw. stehen für den großen Beitrag orthodoxer Christen zum wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung Österreichs und insbesondere Wiens im 19. Jahrhundert. In seiner Inthronisationsrede als Metropolit 1991 hatte Staikos wörtlich gesagt: “Österreich darf niemals seinen Ruhm als Land der Toleranz verlieren, denn dies würde seiner Geschichte widersprechen. Das Boot ist weder voll noch wird es untergehen, wenn es von den Wellen der Nächstenliebe und nicht von begrenzten finanziellen oder parteipolitischen Interessen getragen wird”.

Immer wieder hat sich Staikos auch für eine Erweiterung der Europäischen Union ausgesprochen, die auch die orthodoxen Länder in Ost- und Südosteuropa einschließen müsse. Anlässlich der Präsentation seines Buches “Auferstehung” hatte er beispielsweise im März 2000 dafür plädiert, keine neuen kulturellen, religiösen oder wirtschaftlichen Mauern aufzustellen. “Der Eiserne Vorhang darf nicht durch einen silbernen oder gar goldenen ersetzt werden”, so Staikos damals wörtlich. Trotz aller Schwierigkeiten werde die Zukunft der christlichen Kirchen in Europa eine gemeinsame, eine ökumenische Zukunft sein, sagte der Metropolit. Ohne die orthodoxen Kirchen, ohne die orthodox geprägten Länder und Staaten könne man nicht von einem vereinten Europa sprechen.

Michael Staikos wurde am 22. November 1946 in Athen geboren. Er besuchte ein katholisches Gymnasium in der griechischen Hauptstadt. Sein Theologiestudium absolvierte er an der Universität von Saloniki. 1964 übersiedelte er nach Wien, 1965 trat er in den Dienst der griechisch-orthodoxen Metropolie von Austria – als Sekretär und Zeremoniär von Metropolit Tsiter. Am 22. November 1977 wurde er in Wien zum Priester geweiht und anschließend zum Pfarrer der beiden griechischen Kirchengemeinden und zum Direktor der griechischen Nationalschule ernannt. Dann wurde er auch Generalvikar der Metropolie.

Wissenschaftlich beschäftigte sich Staikos mit der Kirchengeschichte, insbesondere mit der Geschichte der orthodoxen Gemeinden in Österreich und Ungarn. Sein Buch “Anastasis – Auferstehung. Von erlebter orthodoxer Spiritualität” fand großen Anklang im deutschsprachigen Raum, ebenso seine Studie über die Rolle der Laien in der orthodoxen Kirche.

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