Der Verband katholischer Religionslehrer/innen an Berufsbildenden Schulen in Hessen veranstaltete in den hessischen Herbstferien eine Studienfahrt nach Kreta.
In den zwei Wochen wurden die Teilnehmer durch 5000 Jahre Religionsgeschichte geführt:
Vom minoischen Stiergott in der frühesten Hochkultur Europas zur Religion der Griechen und Römer über die Begegnung mit Paulus und Titus zu den Byzantinern und Venezianern bis zur orthodoxen Kirche auf Kreta heute.
Höhepunkt der Begegnung mit der Orthodoxie war das Gespräch mit Erzbischof Irenäus, dem Metropoliten der Orthodoxen Kirche von Kreta.foto1

Im Bischofssitz in Heraklion wurde die Gruppe griechisch gastfreundlich mit Getränken und Gebäck begrüßt und anschließend im großen Empfangsraum, der rundum mit Stühlen und kleinen Tischchen ausgestattet war, zum Gespräch eingeladen.

Die Fragen betrafen sowohl die religiöse als auch die politische Situation auf Kreta und wurden mit großer Konzentration und beeindruckender Freundlichkeit beantwortet.
Der heute fast 80jährige Metropolit von Kissamos – Kastelli vermittelte ein lebendiges Bild der heutigen Herausforderungen an die Orthodoxe Kirche, die durch die Not der Menschen entstanden seien. Die Krise in Griechenland habe vor allem Bewegung gebracht im Bereich der Diakonie und ein neues Handeln der Kirche eingefordert.
In der Tradition der orthodoxen Kirche spielte die organisierte Diakonie bisher eine geringe Rolle.
Anders als in der katholischen und evangelischen Kirche vor allem in Deutschland wurde der karitative Dienst am Nächsten weitgehend Einzelnen überlassen. Die Orthodoxie verstand sich als Bewahrerin der traditionellen Werte und Normen in der Hinwendung zur eigenen Seelenrettung der Gläubigen.
Erst in jüngster Zeit haben Nonnen des Klosters Kaliviani im Süden Kretas ein Waisenhaus übernommen. Ebenso sind die Suppenküchen, die in geringer Anzahl bestanden, sehr erweitert worden. In der Hauptstadt Heraklion sei der Bedarf von früher 10 Personen auf 1000 Bedürftige pro Tag angewachsen.

Die vielen Klöster in Kreta seien ein wichtiger Schatz der Orthodoxie, spirituelle Zentren, die nicht oberflächlich touristisch „vermarktet“ werden dürften. Auch auf Kreta würden viele orthodoxe Christen nicht regelmäßig den Gottesdienst besuchen, wichtig sei aber der Kontakt an Hochfesten und an den Lebenswenden, die durch die Sakramente der Kirche begleitet werden.

Auf die Ökumene und die Weltsituation angesprochen, vermittelte Metropolit Irenäus seinen großen Respekt und die absolute Wertschätzung für andere Religionen. Die Einheit in Verschiedenheit betrachtete er als gangbaren Weg in die Zukunft. In diesem Zusammenhang wies er nachdrücklich auf die „terroristischen Fehlentwicklungen“ im Islam hin und forderte im Hinblick auf das gesamte Europa mehrmals: „Wacht auf – seid aufmerksam!“foto

Bei der Verabschiedung hatte die Gruppe die Gelegenheit, einen Blick in die erzbischöfliche Privatkapelle zu werfen. In dem sehr kleinen Raum hängt ein Fresko mit der Darstellung der Übergabe einer für die Orthodoxie bedeutsamen Ikone durch Papst Paul VI. Die Gruppe spürte: So baut man Brücken.

Dem Wunsch nach einem Segen zum Abschied entgegnete der Metropolit: “Ihr seid gesegnet“. Dies beeindruckte und verstärkte das Gefühl, einem sehr warmherzigen, spirituellen, weisen Geistlichen begegnet zu sein.

Rita Schneider und Beate Denfeld

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