„Der Größenwahnverlag war eine wahre Überraschung“
Würde man die Frankfurter Buchmesse in Zahlen ausdrücken wollen, würde es so aussehen: 7.400 Aussteller aus 106 Ländern, 280.194 Besucher und rund 10.000 Journalisten. Doch die Buchmesse ist mehr als nur das Anreihen von Fakten, auch wenn es im Wesentlichen ums Geschäft geht. Die Buchmesse ist so ein bisschen der Puls der Zeit.
Zwischen Lizenzen, Papier und Non-book erkennt man Tendenzen, Interessen und Zeitgeschehen. Die übliche Jagd nach Werbegeschenken auf solchen Messen dient zwar kaum als Maßstab, erkennt man doch die Krise an anderen Einzelheiten.
Wenige Quadratmeter für das Land, das einst Bildung und Lehre den Völkern beibrachte. Doch die Gelder werden weniger und die Unsicherheit steigt. So ist es zum Beispiel kaum verwunderlich, dass dieses Jahr nur ganze zwei griechische Verlage sich ins Land des „Feindes“ wagten und in Frankfurt ihre Ware präsentierten. Kastaniotis wie auch Patakis waren zwar mit ihrem Terminkalender voll ausgebucht, doch fehlte es immer noch am üblichen Ansturm. Wo sind die Zeiten, als du dich nach einem Mitarbeiter umschautest und dieser dir das Gefühl gab, wie beim Einwohnermeldeamt eine Nummer zu ziehen, bis man dran ist!?
Nichtsdestotrotz hatten sie sehr interessante Bücher dabei! Den Eltern würde ich sehr gerne ein Werk an Herz legen, das es in dieser Form das erste Mal in griechischer Sprache gibt. Ein Buch, das Eltern wie auch Erzieher unterstützt bei der Persönlichkeitsentwicklung aktiv beizutragen und dem Kind beibringt wie es „Nein“ sagt. Ein sehr gutes Hilfsmittel zur Gewaltprävention.
Interessant fand ich aber auf der Buchmesse die Tatsache, dass sich immer mehr Menschen mit griechischem Migrationshintergrund auf dem empfindlichen Terrain des deutschen Buchmarktes bewegen. So war zum Beispiel Tatin Giannaro auf der Messe mit ihren bemerkenswerten Büchern vertreten, darunter ihr neuester Roman „Die gelbe Perlenkette“ der am 22. September 2011 erschien. Die Schriftstellerin mit griechischen Wurzeln beschreibt das Leben einer Frau, die aus dem griechischen Berufsleben entfliehen will und versucht in Berlin ihr Glück zu finden. Auch die Heirat mit einem Deutschen gewährt ihr nicht das lang ersehnte Glück. Das Desaster ihrer Ehe versucht sie durch die Scheidung wieder wettzumachen. Ein Zusammenprallen der Kulturen ist nun unabwendbar.
Letztendlich war der Größenwahnverlag eine wahre Überraschung! Ein Verlag mit einem höchst bescheidenen autosarkastischen Namen, der aber hohe Ambitionen an den Tag legt.
- „Xenos in Griechenland“ von Ute Petkakis
- „Krise! Krise!“ von Edith Engelmann
- „Die blaue Tür“ von Brigitte Münch
- „Plattenbaugefühle“ aus der Feder von Jannis Plastargias
- „Zitronen aus Hellas“ ebenfalls von Edith Engelmann
- „Daheim im Nirgendwo“ von Katerina Metallinou-Kiess
Das Highlight des Größenwahnverlags bildeten die einzelnen Lesungen, allen voraus die von Melina Proikas, eigene und von ihr vorgetragene Geschichten aus dem Werk „Xenos in Griechenland“. Allein die Entdeckung dieses Verlags war die Mühe wert nach Frankfurt zu reisen.
Somit bleibt nur allen Beteiligten der Messe viel Erfolg weiterhin zu wünschen! Auf jeden Fall war die Messe ein Ereignis, das bis zur nächsten Messe in Leipzig unsere Literaturbedürfnisse stillte.