Die vier großen M der Peloponnes

 

Monemvasia, Methoni, Mani, Mistra

Heute: Monemvasia

 

Von Sylvia Löser und Walter Bachsteffel

Bilder: (c) S. Löser und W. Bachsteffel

Schon früh ging es los. Unser heutiges Ziel ist gar nicht so weit weg. Das kleine Hotel in Rio, direkt neben der Brücke, kennen wir schon länger. Wir haben also (ganz wichtig!) Zeit und brauchen nicht über die Schnellstrasse dorthin zu donnern. Preveza, die Unterquerung des Hafens, auf der Küstenstrasse über Mitikas, Astakos und Etoliko sparen wir wohl nicht Zeit, aber Nerven. Zahlreiche Inseln entlang der Westküste sind zu bewundern, das leicht aufgewühlte Meer schimmert graublau, kurz aufblitzende Sonnenstrahlen zaubern immer wieder Schatten ins Wasser.

Nur schöne Seiten von Griechenland sollten wir auf unserer Reise nicht erleben. Kurz hinter Paliron nur etwa 300 m vom Meer entfernt, ekelerregend, stinkend  und giftig, die illegale Mülldeponie. Bauminister Souflias versicherte 2008 der Europäischen Kommission, dass in Griechenland nur noch sieben illegale Mülldeponien existieren würden. Nun, eine haben wir notdürftig abgedeckt, vor uns, an einer weiteren werden wir bei Astakos vorbeikommen; wir vergessen auch nicht, dass wir aus Karvounari, dem Standort einer großen – illegalen – Deponie losfuhren. Nur sieben 2008 noch in Griechenland?! Heute kommt die Wahrheit ans Licht. 78 illegale Deponien sind  nach einem Bericht des TV-Senders Skai 2013 noch in Betrieb, weitere 318 nicht saniert.

Die Landschaft und das Meer allerdings sind bezaubernd. Trotz Überweidung und Mülldeponie nutzen auch Tourismus-Unternehmen die Schönheiten aus und setzen immer mehr Hotels und Segelhäfen ins Land, direkt neben Fischzuchtanlagen. Wie es dahinter in der Natur aussieht, geht wohl niemand etwas an.

Vorsicht! Halbwilde Schweine kreuzen den Weg, wollen schnell zu den vielen Abfalltüten am Wegesrand. Auch Kühe, Ziegen und Schafe möchten heute den Vortritt.

Vorbei an herrlichen Wallonen-Eichen und dem neuen Großhafen mit seinen riesigen Abfertigungsanlagen, größer als Piräus, kommen wir über Etoliko auf die Strasse nach Mesolonghi. Vorher aber zeugen ausgedehnte Wasserflächen von der hier angesiedelten Erzeugung von Meersalz. Hier, auf einer kleinen Insel steht auch die von uns seit nafplion bourtzilangem scherzhaft benannte Kapelle der Panagia Alati, der Mutter Gottes des Salzes. Gleich danach kann verfolgt werden, wie sich Salzberge vermehren.

Die Brücke ist erreicht. Die kühne Konstruktion vor dem Hintergrund immer noch schneebedeckter Berge des Peloponnes beeindruckt, die Berge vermitteln einen winterlichen Eindruck, der uns frösteln lässt. Haben wir die Reise zu früh angetreten? Egal, wir fahren in den Frühling.

Tatsächlich! Es wird warm, sehr warm. Als wir den schrecklichsten Teil der Strecke, die baustellenübersäte und fast durchgehend nafplion löweeinspurige Autobahn Patras-Korinth hinter uns lassen und nach Mykene, Tiryns und Nafplion abbiegen, genießen wir den griechischen Frühling in vollen Zügen. Wir wissen ja, dass Nafplion immer eine Reise wert ist. Allerdings so viele wissen das auch? Alle Schulkinder Griechenlands scheinen sich ein Stelldichein zu geben, unsere Lieblingseisdiele ist brechend voll. Das neben der Insel Bourtzi ankernde große Kreuzfahrtschiff spuckt weitere Gäste aus. Einsamkeit und Ruhe sind nicht gefragt. Es .bleibt aber Zeit, die Sehenswürdigkeiten Nafplions, die Burg Palamidi, den Hauptplatz mit seinen vielen Cafes, den Hafen und vieles mehr zu bewundern. Ein weiteres Muss ist der riesige, in eine Felswand gemeißelte Löwe. Er erinnert an den ersten König des neuen Griechenland, den vormaligen bayrischen Prinzen Otto.

kloster eleon

Begeistert sind wir von der Küstenstraße nach Leonidion. Kurvenreich zieht sie sich an der wunderschönen Westküste der Peloponnes entlang. Kurvenreich mit steilen Abschnitten auch der Weg über die Berge, vorbei am hoch oben in die Felswand gepresste Kloster Eleon. Der heutige Besucher fragt sich – wie übrigens auch bei den Meteoren oder am athonitischen Kap Akrathos – welche weltabgewandten Geister solch Leben in schwindelnder Höhe und absoluter Einsamkeit ertragen konnten. 

Unser heutiges Ziel, Gythion, die schöne, traditionsreiche Hafenstadt. Lange vor den Römern war gytheion hafen 2das Liebespaar Helena und Paris Gythions berühmtester Besucher. Wir schrecken als unbedeutende Menschen nicht davor zurück, auf so historischen Wegen zu wandeln.

Ein kurzer Regen hat aus der Stadt ein funkelndes Juwel gemacht. Die bunte Vielfalt und Farbenpracht der Häuser, der pittoreske Hafen, der Blick auf den Lakonischen Golf bezaubern sofort. Als dunkler Umriss schimmert im Dunst am östlichen Horizont die Halbinsel Malea. Hier könnten wir gerne einige Tage verweilen, so sehr nimmt uns Gythion gefangen. Aber es warten noch viele weitere Sehenswürdigkeiten auf uns. Also auf nach Monemvasia.

Starker Geruch nach Olivenöl begleitet uns ein Stück Weges. Kein Wunder, denn monemvasia 1überall stehen Olivenbäume. Dann ändern sich die Gerüche. Wieder einmal sind wir in einer Hochburg des Tourismus gelandet. Und Hochburg stimmt nicht nur im übertragenen Sinn. Der riesige Felsklotz von Monemvasia wird gekrönt von einer ausgedehnten Festung. Sie und die verwinkelte Unterstadt widerstanden vielen Stürmen, vielen Feinden. Heute sind die Anstürmenden willkommen. Bereits die Auffahrt zum Tor zeigt dies an. In einer langen Reihe stehen schon früh am Tag die Autos ungezählter Besucher, Omnibusse lassen ihre Gäste aussteigen und fahren zum großen Parkplatz hinab. Wir passieren das große, aus Sicherheitsgründen monemvasiavon den Erbauern rechtwinklig angelegte Eingangstor und tauchen ein in eine Gasse, bestehend nur aus Souvenirläden, Galerien und Cafes. Alles was in jedem Badeort erhältlich ist, wird hier angeboten. An jeder Ecke wirbt ein Hotel oder eine Pension um Gäste. Vor vielen Jahren genossen wir noch köstlichen Fisch und fütterten mit den Resten streunende Katzen. Der Rundgang führt zu Kirche, Museum und kleinen Terrassen. In Erinnerungen schwelgend schauen wir aufmerksamer hin und entdecken vieles wieder. Allerdings muss genau hingesehen werden. In zahlreichen kleinen Gassen wird renoviert, zwischendurch blitzt ab und zu funkelnd das Meer herauf. Der Strom der Besucher nimmt zu. Aus aller Herren Länder scheinen sie zu kommen. Fetzen unbekannter Sprachen wehen durch die engen Gässchen. Felsenburg und Unterstadt sind wohl im internationalen Tourismus angekommen. Von europäischer Ökonomiekrise ist nichts zu merken. Monemvasia hat sich freiwillig dem Sturm ergeben und zieht aus der Kapitulation Gewinn.

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