Vorschläge und Möglichkeiten für einen qualitativen Wandel in Griechenland

von Jannis Vassiliou
(Jannis Vassiliou, ist Juwelier in Bonn, Bildungsbotschafter der IHK Bonn/Rhein-Sieg und Vizepräsident der DHW)

Die duale Ausbildung hat eine eigene, sehr deutsche Geschichte. Sie ist gewachsen in einer durch Zünfte und Handwerk geprägten mittelständischen Wirtschaftsstruktur. Dasselbe von Volkswirtschaften mit komplett anderer Historie zu verlangen, ist nicht nur extrem schwierig sondern auch schwer in den südlichen EJ. VassiliouU-Ländern (Italien, Spanien, Portugal, Griechenland). Da sollte man realistisch bleiben.

Die duale Ausbildung enthält aber Elemente, die man durchaus in den Bildungscurricula anderer Länder integrieren könnte. Man darf nämlich nicht vergessen, dass die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zum großen Teil auf der dualen Ausbildung mit schulischem und betrieblichem Anteil beruht. Das System hat sich nicht nur gewährt sondern die Zahlen der niedrigen Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland belegen das.

Durch die demographische Entwicklung und den damit einhergehenden Fachkräftemangel in Deutschland sowie der zunehmenden Jugendarbeitslosigkeit im Süden Europas (Italien, Spanien, Portugal, Griechenland) kommt der Diskussion um den deutschen Meisterbrief und die duale Berufsausbildung eine große Bedeutung zu.

Im Gegensatz zu Deutschland, wo in einigen Regionen die Quote der Jugendarbeitslosigkeit im Jahr 2013 durchschnittlich unter 5 Prozent lag, war diese in Regionen Spaniens und Griechenlands im gleichen Zeitraum weitaus höher (72,7 bzw. 67 Prozent. Hier liegt auch der Grund, warum Länder wie Spanien oder Griechenland spätestens seit der Wirtschaftskrise Deutschland beneiden. Auch die Europäische Kommission lobt immer wieder das deutsche duale Ausbildungssystem und unterstützt den Aufbau in anderen Staaten.

Eine immer kleiner werdende Erwerbstätigenzahl in Deutschland bedeutet, dass ausländische Fachkräfte stark nachgefragt werden. Insbesondere der Mittelstand und das Handwerk sind an einer Ausnutzung der Binnenmarktpotenziale interessiert, und die Mobilität in der Europäischen Union sollte verstärkt gefördert werden. Die Anerkennung von Berufsqualifikationen zu erleichtern, ist hier ein wesentlicher Baustein. Allerdings muss dabei stets das Qualitätsniveau der deutschen Ausbildung gehalten werden. Auch in diesem Fall ist MADE IN GERMANY kein PR-Geck. In vielen Bereichen des Handwerks wird daher aus gutem Grund an der Meisterprüfung festgehalten.

Interessant ist, dass auch Banken z.B. großes Vertrauen in den Meistertitel setzen. Bei der Kreditvergabe an kleine und mittlere Unternehmen stellt sich für Banken oftmals die Frage nach der Kreditwürdigkeit eines Unternehmens. Der Meisterbrief führt zu einem verbesserten Rating und hat somit eine herausragende Bedeutung für die Finanzierung eines Unternehmens.

Das alles sind Gründe, warum deutsch-griechische Unternehmen sich in den letzten fünf Jahren vehement für den Transfer von Elementen der dualen Ausbildung ins griechische Berufsbildungssystem bemühen. Inzwischen sind auch griechische Politiker und Kammervorstände überzeugt, dass ein „duales Bildungssystem à la grecque“ ein probates Mittel gegen Jugendarbeitslosigkeit sein kann. Eine besondere Anerkennung in dieser Angelegenheit gebührt der Deutsch-Hellenischen Wirtschaftsvereinigung (DHW) für ihre Mitwirkung in der deutsch-griechischen Berufsbildungskommission des BMBF, als Mediatorin bzw. Brückenbauerin beim Aufbau von Partnerschaften zwischen deutschen und griechischen Kammern, bei der Information und Werbung in der griechischen Community in Deutschland um Bewerber für Ausbildungsberufe und die Unterbringung von interessierten Jugendlichen aus Griechenland in deutschen Betrieben.

Ein erstes Beispiel des Transfers von Bausteinen eines dualen Ausbildungsgangs ist ein gemeinsames deutsch-griechisches Projekt im Tourismussektor, das die Unterschrift des Parlamentarischen Staatssekretärs im BMBF, Thomas Rachel (CDU), trägt. Mit diesem Projekt wollte Rachel zeigen, wie eine praxisorientierte Ausbildung die Beschäftigungschancen junger Menschen in Griechenland fördern kann. Das Projekt trägt den Namen MENDI – Mentoring Dual International. Ziel von Mendi ist es, Elemente des dualen Ausbildungssystems in der Tourismusbranche einzuführen und somit exemplarisch deutlich zu machen, dass die Beschäftigungsfähigkeit Jugendlicher durch stärker arbeitsplatzorientiertes Lernen deutlich verbessert werden kann.

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