Artikel und Fotos von Walter Bachsteffel.

Ganz am südlichen Ende der langgestreckten Halbinsel Athos wächst der gleichnamige Berg 2033 m aus dem Meer. Der Kegel aus reinem Marmor ist seit Jahrhunderten umrankt von zahlreichen Mythen.

Eine kurze Zusammenfassung:

  • Der Finger der Halbinsel Athos zeigt gen Jerusalem. Die Linie nach Jerusalem schneidet Ephesus, den Ort, an dem die Gottesmutter, die Herrin des Athos lebte.
  • Der Apostel Paulus verkündete das Evangelium an vier Orten: Philippi, Athen, Thessaloniki und Troja. Diese Orte können durch ein Kreuz verbunden werden, in dessen Mittelpunkt der Athos liegt.
  • Der Schatten des Berges weist nach Konstantinopel, vom Gipfel ist an schönen Tagen Konstantinopel zu sehen.
  • Die Spitze des Berges weist zum Himmel.

Berg zum Ersten

Ende April. Bei der Anfahrt nach Daphni steht er wieder als sein eigenes Denkmal in der Mittagssonne. Gleißend funkeln Schneereste am Gipfel. Die Lust am Neuen erwacht. Diesmal wollen wir den Heiligen Berg selbst ersteigen. Wir, das sind drei Personen. Helmut, ein Bekannter von einem früheren Besuch des Athos, Horst und ich beschlossen, angestachelt durch Anblick und schönes Wetter, den erträumten Rundblick von ganz oben zu genießen. „Er ruft“, hieß es. Ganz ehrlich muss ich sagen, dass ich diesen Ruf eines Berges ob der zu erwartenden Anstrengungen noch nie vernahm. Sei es drum, der Athos bildet eine Ausnahme.

Deshalb steigen wir in Daphni von der „Axion Estin“ um auf die kleinere „Agía Anna“, um uns von ihr unserem ersten Ziel, der gleichnamigen Skite, näher bringen zu lassen. Jedes der nun schon vertrauten Klöster, an dem wir anlegen, steigert die Vorfreude. Lebhaftes Treiben und lange Mulikolonnen empfangen uns im Arsanas, im Hafen, von Agia Anna. Schnell erfahren wir wieder einmal, dass auch die Schutzherrin des Athos niemandem und nichts in den Schoß wirft. Treppen, Treppen und nochmals Treppen. Der Aufstieg in der allzu warmen Nachmittagssonne zieht sich über ungezählte Stufen an steiler Felswand. Unser Tempo ist beklagenswert. Selbst ein Muli, hochbepackt mit einem kompletten Ungetüm von Schrank, klappert fast verspottend vorbei. Der Treiber, ein noch sehr junger Mönch, misst uns mitleidig im Vorbeihuschen. Das „o Kyrios“, gemurmelt als Dank auf unseren Athosgruß „Evlogite“, hören wir schon aus einiger Entfernung.

Skite Agia Anna

Etwa 500 m hoch über dem Meer, liegt die Skite Agia Anna. Zahllose Stufen führen vom Hafen hinauf. Zugehörig zum Großkloster Megísti Lawra und der Mutter Mariens, der Heiligen Anna gewidmet, siedeln die Bewohner in einer dorfähnlichen Anlage am Steilhang des Athos. Einzelne Gebäude scharen sich um das Kyriakon (Kirche). Für die meisten der Besucher, welche den Athos besteigen wollen, ist dies der Ausgangspunkt. Entsprechend ist auch oft der Betrieb im Gästehaus. Die Skite besitzt als geistlichen Schatz eine Fußreliquie der Heiligen Anna.

Oberhalb der Skite im Anstieg zum Athoskreuz entschädigen traumhafte Ausblicke für alle Mühen bisher. Nach Norden schweift der Blick über ginsterbewachsene Felsküste bis zum entfernten Kloster Simonos Petras. Endlose Weite eines glutübergossenen Meeres im Süden, in der westlichen Horizontbegrenzung die Hügelketten von Sithonia und Kassandra. Zahllose Judasbäume stehen in voller Pracht. Dieser beglückenden Fülle ist es zu verdanken, dass wir erst um 18.00 Uhr das Athoskreuz auf einer Höhe von 800 m erreichen.

Wer ist der Entscheidungsträger? Wer übernimmt die Verantwortung für Gehen oder Bleiben? Leider ist der Älteste unter uns auch der bergerfahrenste. Prompt entscheidet Horst sofort für Weitergehen und spöttelt noch über die Kondition der Jugend von heute.

Durch ausgedehnte Kastanienwälder, staubigheiße Hohlwege, vorbei an vielen endemischen Pflanzen und weiter oben an wettergebeugten Baumriesen treffen wir mit dem allerletzten Tageslicht bei der Kapelle der Panagia ein. Als einzige Bewohner richten wir uns auf den Holzpritschen im Zisternenvorraum häuslich ein. Die Kälte wird hier, in 1500 m Höhe, rasch spürbar. Heiße Suppe, Tee, Brot, Käse und Wein helfen anfangs über sie hinweg. Der prachtvolle Sternenhimmel wärmt auch nur allzu kurze Zeit und auch nur das Gemüt. Wir haben nur noch den Wunsch – hinein in den Schlafsack. Es zieht im Vorraum der Kapelle wie die berühmte Hechtsuppe. Obwohl ich alle verfügbaren Kleidungsstücke überzog, frage ich mich, ob ich je wieder warm werde. Ich wusste doch, dass das mit dem Ruf eines Berges so eine Sache ist.

Am nächsten Morgen sieht alles wieder ganz anders aus. Es ist zwar immer noch bitter kalt, doch eben geht eine Wärme verheißende Sonne auf. Fünfhundert Höhenmeter und ein kräftiges Frühstück trennen uns nur noch vom Gipfel. So glauben wir. Leider ist der letzte Anstieg über eine steile Geröllhalde völlig verharscht. Jeder Schritt im einbrechenden Schnee ist die pure Qual. An einem Überhang etwa 10 m unter dem Gipfel kommen wir dann gar nicht mehr weiter. Rechts von uns gähnt der Abgrund der Nordwand und vor uns kann kein sicherer Tritt mehr erkannt werden. Bedauernd bewundern wir abschiednehmend die Sicht über die gesamte Halbinsel und kehren um. Wortkarg stapfen wir abwärts. Noch ein Kaffee an der Panagia-Kapelle und dann sagen wir dem Berg Athos für dieses Jahr Adieu.

Am Athos-Kreuz 1.200 m tiefer angelangt, wenden wir uns nach links, Richtung Kloster Megisti Lawra. Alte, eindrucksvolle Kastanienwälder begleiten uns lange Zeit. Lange Zeit ist hier durchaus wörtlich zu verstehen, denn der Weg zieht sich. Helmut hat Schmerzen beim Gehen, will aber nicht nachlassen. Ich wusste gar nicht, wie viele Muskeln in einem menschlichen Körper zusammenarbeiten. Jetzt kenne ich wohl nicht die genaue Zahl, nach meinem Muskelkater müssen es aber Unmengen sein. Jeder einzelne davon tut mir weh. Unser Ältester geht, wie verabredet, seinen eigenen Rhythmus. Wenn wir Jüngeren erschöpft eine kleine Pause einlegen, ist Horst bereits wieder da und zieht ruhig an uns vorbei. Sehr motivierend das Ganze!

Eine halbe Stunde Weges vor der Lawra, als ich nicht mal mehr meckern will oder kann, stößt von Agios Prodrómos kommend, ein junger rumänischer Mönch mit gleichem Ziel zu uns. Durch den Schwatz mit ihm beflügelt, vergesse ich wenigstens für die letzte halbe Stunde unserer langen Wanderung meine Erschöpfung.

Die Große Lawra taucht vor uns auf. Ersehnt und endlich erreicht. Die wenigen Stufen zum Archontariki türmen sich vor uns auf und wollen noch bezwungen werden. Einmal nur auf das Bett setzen und dann nicht mehr aufstehen. Helmut inspiziert und versorgt seine blutenden Füße.

Viel zu schnell ruft das Simandron zu der Esperinos. Im größten und ältesten Kloster des Heiligen Berges übernachten und dann nicht die Esperinos besucht zu haben, das ist nicht möglich. Nochmals hinein in die Schuhe genannten Marterinstrumente und „ganz elastisch“ die Stufen hinab und zum Katholikon geschlendert oder wohl besser formuliert: „Gehumpelt“. Riesige, der Sage nach vom Klostergründer Athanassios gepflanzte Zypressen rahmen den wunderbaren Weihwasserbrunnen ein. Bewundernd umrunden wir ihn und bestaunen die fein gearbeiteten Marmortafeln seiner Einfassung, welche einer steinernen Bilderwand entstammen. Ein Prachtstück stellt auch die große Wasserschale im Innern dar, in der jeden Monat die Wasserweihe zelebriert wird.

Kloster Megisti Lawra

Megisti Lawra ist das älteste und auch das größte der Athos-Klöster. Bereits im Jahre 963 gründete es der mit der Athos-Geschichte untrennbar verbundene Athanasios (Beiname Athanasios der Athonit) und folgte damit einem Wunsche des späteren Kaisers Nikephóros Phokás. Geweiht wurde das an der Südostspitze des Heiligen Berges liegende Großkloster der Entschlafung Mariens (15. August) und eben diesem Athanasios, dem Athoniten (5. Juli).

Die Zahl der Schätze aus vielen Jahrhunderten ist schier unübersehbar. Die Fresken des Katholikons entstammen wohl der Schule des Kreters Theophanes (etwa 1515 n. Chr.). Im Klosterkomplex liegen nicht weniger als 17 Kapellen, darunter auch die Nikolaoskapelle von 1360 mit Fresken der Himmelfahrt Christi und die Kapelle der Koukouzélissa, in welcher die Schatzkammer untergebracht ist. Hier sind auch die Krone des Kaisers Nikephoros und Kreuzreliquien aufbewahrt.

Die weltberühmte Trapeza birgt Fresken aus dem Jahre 1512 im kretischen Stil. Mystisches Mahl, Himmelsleiter, Wurzel Jesse, 24 Szenen des Akathistos-Hymnus, sieben Ökumenische Konzilien und neun griechische Philosophen zieren den riesigen Bau. Bemerkenswert ist auch die für die Finanzen des Klosters zuständige Person. Nicht ein Finanzverwalter im üblichen Sinne, sondern nach dem Willen der Klostererbauer steht die Panagia Oikonomissa, die Muttergottes der Ökonomie für das Wohl und Wehe der Lawra gerade. Ihr ist auch eine Ikone mit dieser Bezeichnung gewidmet.

Krönender, jede Müdigkeit vergessen lassender Höhepunkt ist das Abendessen in der Trapeza des Großklosters. Angerichtet ist an uralten Marmortischen. Nicht sie oder das Essen fesseln hier den Blick. Ehrwürdige Gestalten blicken mit jahrhundertealter Weisheit auf den Tafelnden herab. Es fällt schwer, sich profanen Genüssen hinzugeben, wenn prachtvolle Fresken an allen Wänden Heilige Väter und altgriechische Philosophen lebensnah, aber überlebensgroß abbilden. Streng und würdevoll blicken sie herab auf die Tafelnden. Ebenso streng und würdevoll haben sie die Zeiten überdauert. „Tausend Jahre sind wie ein Tag“, hier findet dieser Versuch einer inhaltlichen Beschreibung des Athoslebens einen sichtbaren Ausdruck. Viel zu früh beendet die Glocke des Abtes das Essen. Den anschließenden Nachtgottesdienst, die sogenannte „Agrypnía“, eine die Nacht hindurch gefeierte Liturgie, lassen wir dennoch wegen akuter Erschöpfung aus. Nur einen kurzen Besuch gönnen wir uns noch im Katholikon.

Heute sind wir wieder stark. Nach einem flüchtigen Blick auf die Karte entscheiden wir uns rasch, Richtung Karakallou aufzubrechen. Ein Brunnen nahe der Lawra lädt zum Frühstück ein. Mit vollem Mund lehnen wir ein Angebot ab, einen Mönch in seinem Geländewagen zu begleiten. Auch hier belehrt uns der Heilige Berg, dass Hochmut vor dem Fall komme. Lange, heiße und vor allem staubige Stunden später, die alten Mulipfade in dieser Gegend sind längst durch Forststraßen ersetzt, hält ein Streifenwagen der griechischen Polizei. Wir dauern den jungen Polizisten. Er bringt uns zum Kellion Agia Triáda und übergibt uns dort Vater Evthýmios und seinem Unimog. Während der Fahrt erzählt er uns von seiner Dienstzeit auf dem Heiligen Berg. Drei Wochen Dienst und dann zehn Tage Freizeit in seiner Heimat Thessaloniki. Mit sehnsüchtigem Unterton benennt er die ihm auf dem Athos fehlenden Möglichkeiten. Immer nur mit Männern zusammen, keine Disco und den ganzen Haushalt selbst zu führen…! Die Fahrtstrecke reicht mehr als aus, den guten Mann zu bedauern.

Für gutes Geld, schließlich sei die Strecke weit und heute Sonntag, bringt uns Vater Evthýmios nach Karakallou. Gelebte Internationalität auf dem Athos. Voll Stolz erzählt Vater E. von seiner Fahrt nach Stuttgart, um seinen Unimog persönlich abzuholen. „Deutsche Wertarbeit“ wird von einem orthodoxen Mönch über den Heiligen Berg geknüppelt, dass uns fast Hören und Sehen vergeht. Das Nummernschild trägt die AO 13, ein Schelm, der Arges dabei denkt.

Berg zum Zweiten

Das hatten wir doch schon mal? Wir machen Kaffeepause beim Philosophen Aristoteles in Stagira. Meine beiden Begleiter bekommen einen fast schon stieren Blick. Als ich der Blickrichtung folge, sehe ich zwar immer noch weit entfernt, aber in voller Pracht, den Athos. Aha, er hat also wieder gerufen. Na, ja, ganz taub gegenüber solchem Locken bin ich auch nicht. Bei der letzten Tasse Kaffee steht es bereits fest. Wir werden uns dem Himmel nähern. Genau 2033 m weit. Noch genauer, wir werden den Berg Athos besteigen. Wir, das sind mein Freund Horst, sein Schwager Bernd und ich.

Ran an die Vorbereitungen. Ich erinnere mich noch sehr gut an eine eiskalte Nacht auf 1.500 m Höhe, als ich dachte, nie mehr richtig warm zu werden. Nun, Schnee und Eis haben wir diesmal nicht zu befürchten, aber es gilt für manche Wechselfälle vorzusorgen. Zum Beispiel mit dem Essen. Bernd zieht in Ouranoupolis los, um gewaltige Vorräte von Feta und Oliven zu besorgen. Wenn er in Griechenland unterwegs ist, gehört für ihn beides unverzichtbar dazu. Seine Vorratsgefäße halten absolut dicht, wie er uns verkündet. Na, dann kann ja nichts mehr passieren. Ich halte mich lieber an einen Hartkäse und ein deftiges Stück Brot. Wein versteht sich von selbst. Eine gute Flasche Wein abends am Strand beflügelt unsere Gedanken, wie es wohl da oben sein würde.

Die Stufen hinauf vom Hafen zur Skite Agia Anna sind auch nicht weniger geworden seit damals, aber waren sie schon immer so steil? Als wir die Skite hinter uns lassen und weiter oben in die Hohlwege eintauchen, schlägt auch gleich wieder die Nachmittagshitze zu. Es ist mühsam. Jede natürliche Aussichtsplattform wird dankbar genutzt. Die Sicht ist atemberaubend. Deshalb hängen Horst und ich etwas hinterher. Deshalb allerdings fallen uns auch die dunklen Spuren an der Hose von Bernd auf. Als wir näher kommen, wissen wir warum. Nein, nicht was der Leser sich nun denken mag. Bernd wühlt bereits in seinem Rucksack und stößt einige Verwünschungen aus. Aus den „absolut dichten“ Behältnissen für Feta und Oliven drang die Flüssigkeit durch den Rucksack und tropfte auf Bernds Beine. Nachdem wir uns von unserem Lachkrampf erholt haben, bitten wir unseren Gefährten höflich wegen möglicher Geruchsentwicklung, gebührenden Abstand zu halten. Seine Beschimpfungen lösen nur neue Anfälle von Heiterkeit aus. Durch wunderschöne Kastanienwälder, glutheiße staubige Hohlwege und viel Geröll geht der Weg nach oben. Vor dem Athoskreuz auf 800 m Höhe können wir noch einmal, wenn auch lauwarmes, Wasser aus einer Leitung nachfassen. An der Kapelle der Panagia angelangt, ist erst einmal eine ausgedehnte Ruhepause angesagt. Der Gipfel scheint zum Greifen nahe, wir wissen allerdings, welche Schwierigkeiten noch auf uns warten. Wieder stehen wir unterhalb und bestaunen die Sicht über die gesamte Halbinsel des Athos in Richtung Norden. Dann aber der letzte Ansturm. Na, ja, mit Sturm hat das wohl eher wenig zu tun; Stolz mischt sich dennoch dazu. Die letzten Meter scheinen Flügel zu verleihen. Oben angelangt, Atem geholt, ein Kerzchen in der Metamorphosis-Kapelle entzündet; es beginnt das große Staunen. In der Nachmittagssonne stehen wir nicht nur auf einem Berg, sondern auf einem Kulturdenkmal ersten Ranges. Schon für Alexander den Großen sollte der Berg zum persönlichen Denkmal umgestaltet werden. Diese Hybris, dieser Größenwahn wurde zum Glück nicht umgesetzt. Wir sind heute dafür dankbar.

Seit wie viel Jahren schleppen sich fromme Männer auf diesen Gipfel, um erste Strahlen der Morgensonne am Tag der Entschlafung Mariens oder Metamorphosis Sotíros, die Verklärung Christi, freudig begrüßen zu können? Wir wissen es nicht, die Qualen allerdings können wir heute nachvollziehen. Wir sahen Bilder von Mönchen, die das Gipfelkreuz erkletterten, um als Erste das Blitzen über dem Horizont zu erblicken. Unser Blick geht in unermessliche Weiten. Dann erscheint im Niedergang der Sonne der berühmte Schatten des Berges. Kegelförmig wächst er auf dem ruhigen Meer in Richtung Konstantinopel. Mindestens einer der mythischen Erklärungen werden wir damit teilhaftig. Dass wir uns dem Himmel bereits genähert haben, wurde uns mit jedem Schritt nach oben klar. Nun stehen wir auf dem Heiligen Berg der Orthodoxie, auch ohne Nachvollziehen religiöser Empfindungen sind wir schwer beeindruckt. Es ist leicht, auf diesem Berg zu meditieren, negative Gedanken zu vergessen. In Richtung Westen sehen wir den zweiten Götterberg“ Griechenlands, den Olymp. Im Osten erkennen wir Thassos, die waldbestandene „Grüne Insel“. Funkelt da nicht noch etwas weit weg? Der Wunsch, die „Polis“, die „Stadt“ des alten Griechenlands, Byzanz oder Konstantinopel, das heutige Istanbul, sehen zu können, bleibt doch nur Wunsch und wird nicht Realität.

Es wird Zeit. Der Rückweg wird ja auch nicht einfacher. Auch mein Magen rebelliert. Immer öfter muss ich im Gebüsch verschwinden und drücke damit unsere Geschwindigkeit so, dass wir keinesfalls mehr rechtzeitig nach Agia Anna zum Boot kommen werden. Beim Gedanken an die vielen Stufen hinab zum Hafen der Skite hebt sich nicht nur mein Magen, sondern auch die Knie fangen an zu zittern. Unmöglich. Wieder gilt es, Pläne zu ändern. Auf zum Kloster Pawlou.

Zeit wohl auch für eine kleine Rückschau.

Mehr als fünfundzwanzig Jahre, etliche Kilometer, viele Stunden und Tage bin ich nun schon auf dem Athos unterwegs. Alle Klöster und viele Sehenswürdigkeiten sah ich. Beeindruckende oder weniger schöne Erlebnisse gruben sich in das Gedächtnis. Gelassen erkläre ich „Neulingen“, so sie denn wollen, Gepflogenheiten und Wege auf dem Heiligen Berg. Natürlich tut es gut, als Kenner eines Phänomens bewundert zu werden. Bin ich das?

Artikel und Fotos von Walter Bachsteffel

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