The Shelters of Spengler (Foto: PGC)
The Shelters of Spengler
(Foto: PGC)

Die Krings-Ernst Galerie in Köln präsentiert den griechischen Architekten und Philosophen Aristide Antonas.

1985 eröffnete Dr. Thomas Krings-Ernst eine Galerie unter dem Namen Kunsträume Köln. Heute ist die international tätige Krings-Ernst Galerie nach ihrem Begründer benannt und versteht sich als Schnittstelle von Bildender Kunst und Architektur. Wie verhalten die beiden sich zueinander? Wie steht es um die disziplinären Grenzen? Welche Aspekte der Bildenden Kunst werden von der Architektur aufgegriffen und umgekehrt? Auf künstlerische Positionen, die sich mit solchen Fragen auseinandersetzen, ist das Augenmerk der Galerie gerichtet. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Präsentation von jungen, innovativen, visionären und noch wenig bekannten Künstlern. So findet bis Ende Februar in der Krings-Ernst Galerie eine Ausstellung des ungewöhnlichen griechischen Architekten und Philosophen Aristide Antonas.

In seinen düsteren Visionen für Athen träumt Aristide Antonas immer wieder von abgetrennten Freiräumen mitten im Großstadtdschungel. (Fotos: PGC)
In seinen düsteren Visionen für Athen träumt Aristide Antonas immer wieder von abgetrennten Freiräumen mitten im Großstadtdschungel.
(Fotos: PGC)

Aristide Antonas interessiert sich mehr für architektonische Inhalte als für architektonische Formen und verleiht seinen philosophischen Erkenntnissen konkrete Umrisse durch verschiedene Materialien. Er wurde 1963 in Athen in einer Architekten-Familie geboren. Seine Eltern, Suzana und Dimitris Antonakakis, gehören zu den wichtigsten Vertretern des „Kritischen Regionalismus“, einer Bewegung in der Architektur des 20. Jahrhunderts, die ihren Fokus auf regionale Besonderheiten richtete. Durch das Elternhaus geprägt studierte Aristide Antonas Architektur an der Nationalen Technischen Universität in Athen. Als Untermauerung der theoretischen Basis folgte dem Architekturstudium eine Promotion in Philosophie an der Universität Paris-X.

Aristide Antonas lebt und arbeitet in Athen und Berlin. Das Spektrum seiner Tätigkeit ist breit: er entwickelt architektonische Projekte, lehrt Architekturtheorie, schreibt Theaterstücke und Essays.

Die Ausstellung Escape Manuals in der Krings-Ernst Galerie zeigt eine konzentrierte Zusammenfassung seiner Architekturkonzepte, die sich sowohl mit der alternativen Nutzung des öffentlichen, urbanen Raums sowie mit den Überlegungen zu den Behausungen für den Einzelnen, zu den Möglichkeiten des individuellen Entzugs beschäftigen.

Das Projekt Transformable Vertical Village setzt sich mit dem temporären Wohnraum auseinander, der sich schnell erschaffen, einfach umgestalten und problemlos in jeden baulichen bzw. städtebaulichen Kontext einfügen lässt. Als Grundelement seiner Konstruktion benutzt Aristide Antonas Schiffscontainer – einen standardisierten, in eine bestehende Infrastruktur integrierbaren, austauschbaren „Baustein“. Der Architekt spricht ein aktuelles soziales Problem an – den Mangel am schnellverfügbaren Wohnraum, dabei benötigt seine Lösung keine Förderung von Rohstoffen, er greift zurück auf die bereits vorhandenen Objekte. Dem ökologischen Faktor kommt in den Projekten von Aristide Antonas eine bedeutende Rolle zu.

Einer Beschäftigung des Architekten mit den Ideen des slowenischen Philosophen Slavoj Žižek verdankt seine Entstehung The House of Doing Nothing. In seinen Arbeiten erörtert Žižek die soziale aber auch politische Bedeutung eines Rückzugs des Individuums aus der Gesellschaft. Antonas liefert einen architektonischen Rahmen zum philosophischen Konstrukt. Er erschafft einen Ort der Kontemplation, eine moderne Zelle. In einer unwirklichen Landschaft angesiedelt, asketisch ausgerichtet, verfügt sie erstaunlicherweise über einen Zugang zum Internet. Einkehr mit Internetanschluss? Dieser Widerspruch macht zu einem auf die Freiwilligkeit des Rückzugs aufmerksam, der jederzeit durch die Betätigung weniger Tasten unterbrochen werden kann: Klick – und man ist wieder ein vollwertiges Mitglied einer virtuellen Gemeinschaft. Zum anderen verweist er möglicherweise auf die Unmöglichkeit einer völligen (auch freiwilligen!)Isolation innerhalb moderner digitaler Gesellschaft.

Ein weiterer philosophischer Ansatz mit dem sich Aristide Antonas auseinandersetzt ist der von Oswald Spengler, dem Autor vom Untergang des Abendlandes. The Shelters of Spengler sind eine Art Ein-Bett-Zisternen-Unterschlüpfe, die in ein Gebirgsmassiv eingelassen sind. Es ist eine Kritik an der Gesellschaft, die keine neuen Werte produziert. Diese Unterkünfte sind hervorragend dazu geeignet, um von ihnen aus, den Untergang welcher Kultur auch immer zu verfolgen. Das untätige Betrachten des Kampfes zwischen Natur und Zivilisation als eine Voraussetzung für einen neuen Anfang.

Die hier angesprochene Thematik – das Individuum und das kommunale Leben, kontemplative Isolation, urbane und nicht-urbane Existenzformen einer Gemeinschaft – findet ihre Realisierung auch in weiteren Ideen-Komplexen von Aristide Antonas, wie No Wall House und Vehicles oder Bus Hotel. Und auch diese Konzepte sind reich an philosophischen und architektonischen Ambivalenzen.

Architektur unterscheidet sich von anderen Bereichen der Kunst durch den Bezug zum Realisierbaren, dem Pragmatismus. Aristide Antonas entwirft in seinem Werk Räume, die das Pragmatische der Formen mit den philosophischen der Inhalte verbinden. Er ist ein Architekt und Philosoph.     PC

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