Berlin: Für die Elliniki Gnomi
Athanasia Theel

„Die Zeiten sind schlecht, Das braucht ein Fest!“

Kann aus der Krise in Europa ein Fest gemacht werden?

Die erst Anfang des Jahres neugegründete Initiative von Wissenschaftlern und Künstlern, „Europäische Gemeinschaft für kulturelle Angelegenheiten“ (EGfkA), sieht darin einen Weg sich mit den damit verbundenen Problemen auseinanderzusetzen.

Griechenland, als von den Medien erklärtes Mutterland der Krise, bietet den ersten Schauplatz des Festes am 23.02.2012 in der Kulturbrauerei (Berlin). Im Vordergrund stehen an diesem Abend nicht nur die ökonomischen und politischen Aspekte der Geschehnisse, sondern die betroffenen Menschen und die Kunst im Sinne des Zusammenkommens.

So berichten Theaterwissenschaftsstudentinnen der Freien Universität Berlin (ebenfalls Mitglieder der Initiative) von ihren Erfahrungen, die sie im Januar diesen Jahres für einen Monat in Griechenland gemacht haben. Die Depression der Menschen vor Ort sei spürbar. Zudem weisen sie auf die Doppelbelastung von zwei Jobs hin unter der viele Griechen stehen oder, dass gar keine Arbeit vorhanden ist. Es sei ein Leben in Angst vor einer ungewissen Zukunft.

Der Berliner Theaterwissenschaftler Dr. Erhard Ertel beschreibt dies als Identitätskrise. Er berichtet von der häufig gestellten Frage griechischer Freunde an ihn, was die Deutschen über die Griechen nun denken. Es scheint darauf keine klare Antwort zu geben, doch es zeigt sich wie groß die Unsicherheit selbst unter Freunden geworden ist, u. a. hervorgerufen durch die vielen negativen Berichte der Medien über die „faulen Griechen“.

Hinsichtlich dessen geht es der Initiative auch darum der weitverbreiteten,  einseitigen Berichterstattung entgegenzutreten und neue Blickwinkel aufzuzeigen.

Giorgios Valais, Mitglied der „blitz theatre group“ aus Athen, sieht sich mit der Intention des Festes verbunden, wobei kein Unterschied zwischen dem Griechen und dem Deutschen gemacht werden soll, sondern es um die Verfolgung eines gemeinsamen Zieles geht.

An diesem Abend zeigt sich deutlich, dass dieses eine „andere Idee von Europa“ ist, welches die „Gemeinschaft in Verschiedenartigkeit, in Vielfalt und in gegenseitigen Respekt“ anstrebt.

Die auftretenden Künstler arbeiten im Wege ihrer Performances und Präsentationen auf dieses Ziel hin und machen dabei nicht nur die dramatische Lage Griechenlands deutlich, sondern auch die Notwendigkeit der Kunst in ihrem Land.

Die Theatergruppe „Roswitha“ (Athen) präsentiert sich erstmals in Deutschland mit einer griechischen Inszenierung „Die Schuldigen“ mit eingeblendeten deutschen Untertiteln auf der Bühne.

Der Veranstaltungsraum ist bereits prall gefüllt, als das Kollektiv der „blitz theatre group“ eine Lecture Performance mit dem Rückblick ihrer Arbeiten sowie der politischen und sozialen Geschehnisse in Griechenland und Europa der letzten acht Jahre zeigt.

Die griechische Journalistin und Performerin Margarita Tsomou lässt danach lautstark die wütenden Demonstrationsschreie von Aufnahmen des Syntagma-Platzes innerhalb einer Performance durch den Raum ertönen. Rufe wie „Das Parlament, das Bordell soll brennen“ unterstreichen die Verzweiflung und die Wut der Griechen vor Ort.

Die darauf folgende Podiumsdiskussion mit Eleni Varopoulou (Theaterkritikerin und Übersetzerin), Georgios Pappas (in Berlin ansässiger griechischer Journalist), Danai Spilioti (Theaterwissenschaftlerin und  Co-Gründerin sowie Schauspielerin der Athener Micro-Theatercompagnie Roswitha) und Margarita Tsomou unter der Leitung von Kai-Morten Vollmer, macht nochmals deutlich worum es den Beteiligten dieser Veranstaltung geht: „Die Schaffung einer aufgeschlossenen Solidarität, ein durch die Kunst bewirkter mentaler und offener Horizont und die Arbeit hin zu einem mündigen sowie vielstimmigen Europa.“

Es ist erstaunlich wie sich die Menschen an diesem Abend näher kommen, abschließend zusammen zu der Musik der griechischen Band „Rembetiko“ tanzen und trinken und im Prinzip durch die bestehende Krise vereint werden.

Vielleicht sind es sogar wie es Georgios Pappas beschreibt, „die Geburtswehen einer neuen europäischen Öffentlichkeit“.

Dieses erste Fest hat mit dem Internationalen Forschungskolleg „Verflechtungen von Theaterkulturen“ der FU Berlin, der „Consense“-Gesellschaft zur Förderung von Kultur mbH – Maschinenhaus Kulturbrauerei, der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, der Neuköllner Oper (bereits bekannt durch den Bericht über die Oper „Yasou Aida“ in der letzten Ausgabe) und der Kommunikationsagentur „MedienZirkus Berlin-Wien UG“, zahlreiche Unterstützer gefunden.

Im Wege direkter Demokratie wird Portugal zum nächsten Krisenschauplatz (stattfindend in einem Vierteljahr in Berlin) gewählt.

Wieder unter dem Motto „KRIS€NFESTe schließen nicht aus, sondern laden ein!“

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