Στουτγάρδη,  16.06.2012.

in vielen TV-Sendungen werden Sie immer wieder mit dem Satz „Ich hätte Griechenland nicht in die Eurozone aufgenommen“ zitiert. In der „Markus Lanz“-Sendung, (5.6.12) haben Sie selbst diesen Satz wiederholt und noch weitere ähnliche Äußerungen gemacht: „Die Griechen haben uns angelogen und betrogen“ oder „Wir haben an Bord einen blinden Passagier entdeckt“ oder „ Die griechischen Buchstaben sind Hieroglyphen“ und vieles mehr.

Sie haben auch nicht unterlassen können den Fernsehzuschauern die Meinung der deutschen Stammtische zu übermitteln. Nämlich „den blinden Passagier (die Griechen) von Bord zu werfen“. Dabei ernteten Sie viel Applaus. Zum Glück sind Sie mit dieser „Endlösung“ nicht einverstanden und werden den Griechen weiterhin „Wasser und Brot und vielleicht auch eine Bockwurst“ gewähren.

Geehrter Herr Dr. Waigel, es ist über 10 Jahre her, dass Sie, damals als Bundesfinanzminister, für die neue Währung den Namen Euro vorgeschlagen haben. Die Griechen aus Stuttgart haben Sie dankenswerterweise schriftlich beglückwünschst. Wir waren damals der Meinung, dass auch der Vorschlag die „Hieroglyphen“ auf die Geldscheine zu drucken, von Ihnen stammt.

Sie haben Verständnis dafür, wenn wir, aus heutigem Kenntnisstand, unsere Glückwünsche zurückziehen. Anstellerdessen empfehlen wir Ihnen sich mit den Feststellungen eines ehemaligen Finanz-Vize-Ministers, nämlich mit Herrn Flassbeck, auseinander zu setzen. In einem wissenschaftlichen Vortrag, gehalten am 7. März 2012 in Düsseldorf, weist er mit einer großen Präzision die Schuld mehrerer Eurozone-Länder am Zustandekommen der heutigen Euro-Krise nach. So stellt der frühere Staatssekretär im Berliner Finanzministerium und heutige Direktor des UN-Instituts für Globalisierungs- und Entwicklungsstrategien Prof. Dr. Heiner Flassbeck zum Beispiel fest, dass Deutschland durch seine Lohnpolitik die Krise erst ermöglicht, bzw. am meisten negativ beeinflusst hat. Und dass Griechenland, wenn überhaupt, nur ein ganz kleines Problem darstellt. Flassbecks Definition: „Eine Währungsunion ist ein Zusammenschluss von Staaten mit einer gemeinsamen Währung und mit einem gemeinsamen Inflationsziel.“ Mit dem Euro hat die Union die gemeinsame Währung. Das ist die erste Bedingung. Viele Eurozone-Länder haben jedoch die zweite Bedingung, die von allen Staaten vereinbarte jährliche Inflationsrate von 1.9% weit verfehlt. (Zur Erklärung ein Beispiel aus der Schuhproduktion in Griechenland und in Deutschland: Ein paar Schuhe der gleichen Qualität, die im Jahr 2000 in Griechenland und in Deutschland 100€ gekostet haben, kosten zehn Jahre später in Griechenland 130€ und in Deutschland 110€. Diese Unterschiede entstanden hauptsächlich durch die Nicht-Einhaltung der vereinbarten 1.9% Inflationsrate). Einige Staaten haben also über, andere unter ihren Verhältnissen gelebt. Beides ist gleichermaßen falsch. Und hier sieht Herr Flassbeck die Wurzeln des Übels. Können Sie, Herr Waigel, dem Staatssekretär a.D. widersprechen? Und wenn nicht, sollen alle diese Länder über Bord geworfen werden? In die offenen Ozeane?

Nein, soweit wird es nicht kommen. Denn wir sind doch Christen, haben Sie in der TV-Sendung gesagt. Glück gehabt. Und so empfehlen wir allen, Christen und nicht Christen, die Ergebnisse der Parlamentswahlen in Griechenland in aller Ruhe zu studieren und die wichtigen Signale abzulesen. Und das sind folgende: Wir müssen uns ändern um Europa humaner zu gestalten. Günther Grass und die Vielen, die der Meinung sind „Wir sind alle Griechen“ machen uns Hoffnung.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Konstantin Karras

(Präsident, EEE.BB)

Wege aus der Euro-Krise – Prof. Dr. H. Flassbeck

(Dieser Vortrag ist im Internet zu sehen. Die EEE.BB empfiehlt allen, sich diesen anzusehen.)

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