Von Vicky Prokopi *
Skizze: Panos Iatridis **

Und es gibt sie doch! Frauen, die einem erklären können, was denn nun ein Abseits, ein Freistoß oder ein Hattrick ist. Noch faszinierender kann man Fußball mit der aktuellen politischen Lage in Griechenland erklären. Also Ohren gespitzt und zugehört, denn es folgt das ABC des Fußballspiels das, wie es der Zufall so will, auch das ABC der Politik Griechenlands ist.

A steht natürlich für Abseits. Abseits ist eine Position, die Alle verstehen und Niemand richtig erklären kann. So, wie wir es vor kurzem in Griechenland erlebten. Wir wussten Alle, wie die Situation ist, aber Niemand konnte sie in Worte kleiden.

B wie Ball lernte man in der Grundschule. Der Ball ist in der Politik was ähnlich Rundes, manchmal mit einer sehr hohen Kaufkraft, manchmal aber auch nur eine Form zum Rollen, wie z.B. beim Rubel.

C könnte nichts anders als die Champions League sein. Das Ringen verschiedener Vereine europaweit um den ersten Platz, so etwas wie Europawahlen eben.

D wie Doppelpass kennen wir seit Jahrzehnten in Griechenland. Der Doppelpass ist der Angriff zweier Spieler, die sich gegenseitig den Ball zuspielen, um ein Tor zu schießen. Wie heißen noch mal die zwei großen Parteien der Hellenen, die nie andere mitspielen lassen?

E wie Elfmeter, schrien alle Europabürger und veranlassten, dass alle griechischen Spieler außerhalb ihres Strafraumes zu warten haben, bis ihr Hauptspieler einen Ball über die Köpfe einer Menschenwand schießen musste, ohne Silvio, Angela oder Nicolas natürlich zu verletzen.

F gleich Freistoß. ist sozusagen die Wiedergutmachung für ein Fehlverhalten oder ein Foul. Ein Freistoß hat im Land der Götter einen ganz anderen Namen, man nennt sie Spread. Somit ist ein sehr hoher Zinssatz für Griechenland nichts anderes als ein Freistoß der Banken.

G wie Gelbe Karte gab es in letzter Zeit sehr häufig zu sehen. Im Gesicht eines jeden Steuerzahlers, der dachte er muss das ausbaden, was die Griechen verpulvert haben.

H wie Hattrick. Drei Tore hintereinander zu schießen war in der Vergangenheit wohl doch nicht so einfach zu erreichen und wird in der Zukunft erst recht schwieriger.

I wie Interimstrainer. Wird der Coach eines Teams während der Spielsaison auf Eis gesetzt, muss der Interimstrainer einspringen. So etwas wie der neue Oppositionschef, der anstelle des abgedankten und ruhmlosen Vorgängers eingesetzt wurde, um einen neuen Wind wehen zu lassen.

J ist ein Jubel. Wenn man die Menschenmassen bei einem Spiel oder während einer Parteiveranstaltung beobachtet, dann kann man diese zwei Events nicht anhand des frenetischen Jubels erkennen, sondern nur an den Plakaten oder Farben ihrer Kleidung.

K wie Kapitän. In Griechenland heißt er Jorgos. Der Kapitän ist Mannschaftsführer und Ansprechpartner des Schiedsrichters.

L wie Linie setzt die Grenzen des Spiels. Linien hat man in den letzten Spielen in GR nicht nachgezogen, sodass sie verwischten und niemand mehr genau wusste, ob er legal oder illegal spielte.

M wie Mannschaft. Ist die Gruppe der Spieler, die sich außerhalb des Spiels nicht ausstehen können, aber wenn Gefahr in Verzug ist, wie ein Mann kämpfen. Ist es nicht die perfekte Art, das griechische Volk zu beschreiben?

N wie Nostalgie. Also wenn Fußballspielen und Griechenland etwas gemeinsam haben, dann ihre Vorliebe für längst vergangene Spiele, die sie akribisch genau nacherzählen können.

O wie Offensive. Angriff ist die beste Verteidigung und deshalb ist das Spiel vor den Wahlen offensiv und nach den Wahlen defensiv.

P wie Positionen. Es gibt die des Libero oder auch des Stürmers. Ist man sich aber seiner Position nicht bewusst, verliert man leicht das Spiel.

Q wie Qualifikation. Manche Spieler dopen, um sich für die Spiele zu qualifizieren, andere wieder fälschen Statistiken und Zahlen.

R wie Rot. Die Karte, die aus der Gesäßtasche des Schiedsrichters gezogen wird, um die Höchststrafe zu verhängen. In der EU ist es ebenfalls ein Rauswurf, allerdings vom Euro.

S wie Schiedsrichter. Weniger geliebt als gehasst. Aufpasser des Spiels. Wir kennen ihn unter verschiedenen Namen, IWF, EU, Angela usw.

T wie Trikot. Das Trikot hat je nach Mannschaft die Teamfarben und dient dazu, die einzelnen Spieler auseinanderzuhalten. Während des Spiels darf es nicht ausgezogen werden. In Griechenland haben wir es allerdings erlebt, dass manche Spieler zwei Trikots übereinander trugen. Eines für die wahre Gesinnung und das andere für den Schein.

U wie UEFA. Im Prinzip nix anderes als die Europäische Gemeinschaft. Sie verwaltet die einzelnen Vereine/Mitglieder und veranstaltet alle paar Jahre ein Kräftemessen im großen Stil.

V wie Viererkette. Diese Technik haben die Griechen leider doch nicht erfunden. Es musste Rehakles Otto kommen, um sie ihnen beizubringen. Also können die Griechen von den Deutschen doch noch was lernen?

W wie Weltmeisterschaft. Ein Turnier gegen andere Ländermannschaften. Spätestens, wenn sich Länder aus anderen Kontinenten in griechische Angelegenheiten einmischen, weiß man: „Hurra, ich bin im Spiel drin“.

X wie Mal. Mal wie Multiplizieren. Im Fußball wie in der Politik dreht sich das Meiste um Statistiken und somit um Geld.

Y wie Yard. Da Fußball in England seine Geburtsstunde fand, meinte man mit Yard auch in der ganzen Welt das Maß für das Spielfeld zu setzen. Da die Demokratie in Griechenland ihre Geburtsstunde fand, meinte man auch weltweite Maßstäbe zu setzen. Leider ging da der Schuss nach hinten los. Im Fußball nennt man das Eigentor.

Z wie Zitate. „Das Runde muss in das Eckige“, „Das war europäische Weltklasse“, „Es werden keine Steuern erhöht“, „Geld war da, wo ist es nur geblieben?“


*Vicky Prokopi arbeitet in Nürnberg als selbstständige Übersetzerin.

** Panos Iatridis was born in Athens (Greece) in 1984. He graduated from Athens School of Fine Arts and his faculty is painting, scetch and caricatures, as well as scenography.

www.panosiatridis.blogspot.com

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