Generalkonsul, Pfarrer, Integrationspolitiker: Mit dem soeben gegründeten Beirat bindet die Handwerkskammer Köln Expertenwissen ein Faltblätter, mit denen die Handwerkskammer junge Menschen ausländischer Herkunft über die Chancen einer Berufsausbildung informiert, gibt es inzwischen in türkischer, griechischer, russischer, italienischer, kroatischer, bulgarischer, polnischer, rumänischer, portugiesischer und französischer Sprache.
Doch kein Infomaterial kann die persönliche Ansprache ersetzen, daher baut die Handwerkskammer zu Köln die Fachstelle „Integration durch Ausbildung im Handwerk“ (IdAH) auf. IdAH-Mitarbeiter und Ausbildungsvermittler beraten Jugendliche aus Zuwandererfamilien, informieren bei den mehrsprachigen Ausbildungsbörsen in Köln, Bonn und Leverkusen über das duale System der Berufsausbildung und stehen dabei in engem Kontakt zu Generalkonsulaten, Migrantenorganisationen und Integrationsstellen.
In den Handwerksunternehmen der Region Köln-Bonn werden derzeit 1.139 Jugendliche ausländischer Staatsangehörigkeit ausgebildet (Anteil von 8,6 % an allen Ausbildungsverhältnissen). „Es könnten erheblich mehr sein, selbst jetzt zum Beginn des neuen Ausbildungsjahrs haben wir im Großteil der Handwerksberufe noch freie Ausbildungsplätze“, betont Hans Peter Wollseifer, Präsident der Handwerkskammer zu Köln (im Bild rechts). Ihm bereitet Sorge, dass bei Zuwandererfamilien, die in ihrem Herkunftsland nur verschulte Bildungsgänge kennen, oft unbekannt ist, dass der Einstieg in eine betriebliche Ausbildung den beruflichen Aufstieg eröffnet. Die Schüler der Klasse 10 an Kölner Schulen werden regelmäßig nach ihren Zukunftsplänen befragt, bei der Befragung 2014 teilten z. B. nur 22 % der türkischen Schüler mit, dass sie im Anschluss an die Klasse 10 eine berufliche Ausbildung beginnen wollen, aber 46 % streben einen Bildungsgang im Berufskolleg an.
„Um Jugendliche ausländischer Herkunft für eine Ausbildung im Handwerk zu gewinnen, brauchen wir die Zusammenarbeit mit starken Partnern“, davon ist Wollseifer überzeugt. Daher hat er Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft zur Mitarbeit im neuen IdAH-Beirat eingeladen, der Impulse vermitteln soll, wie die Handwerkskammer erfolgreich auf Zuwandererfamilien zugehen und die Vernetzung mit Migrantenorganisationen verbessern kann. Zur Mitarbeit in dem neuen Beirat, der heute zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen kommt, haben sich unter anderem bereit erklärt:
Generalkonsul Hüseyin Emre Engin, Pfarrer Franz Meurer, DHW-Vizepräsident Phedon Codjambopoulo, Tayfun Keltek, Vorsitzender des Landesintegrationsrats NRW, Arif Ünal, Vorsitzender des Integrationsausschusses des nordrhein-westfälischen Landtags, Serap Güler, CDU-Sprecherin im Integrationsausschuss sowie der für Integration zuständige NRW-Staatssekretär Thorsten Klute.
Betriebsinhaber, die aus Zuwandererfamilien stammen, sollen verstärkt für die Berufsausbildung gewonnen werden. 562 der insgesamt 5.498 Ausbildungsbetriebe im Handwerk der Region Köln-Bonn haben ausländische Inhaber bzw. Geschäftsführer/Betriebsleiter, darunter 163 mit türkischer, 126 mit italienischer und 52 mit griechischer Staatsangehörigkeit. „Um bei den Existenzgründern mit Migrationshintergrund Ausbildungsplätze zu akquirieren, beraten wir diese Unternehmer gerne, was bei erstmaliger betrieblicher Ausbildung zu beachten ist, wie eine vielleicht fehlende Ausbildereignungsprüfung nachgeholt werden kann“, erläutert der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln, Dr. Ortwin Weltrich.
Er hat das bisher bundesweit einmalige Konzept für die mehrsprachigen Ausbildungsbörsen der Kammer entwickelt, die es seit 2010 in Köln und seit 2012 auch in Bonn und Leverkusen gibt. Um den Eltern ausländischer Jugendlicher den Zugang zu Informationen über Berufsausbildung zu erleichtern und die Hemmschwelle zu dieser Thematik zu senken, stehen bei diesen Veranstaltungen Übersetzer bereit. So auch bei der mehrsprachigen Ausbildungsbörse, die am 2. September in der Tages- und Abendschule in Köln-Mülheim stattgefunden hat.
DHW