Erinnert und erzählt von Georgios Loukas Papadopoulos

 

Von Sylvia Löser

Fotos: Walter BachsteffelUhrenturm 1

 

Ich habe die Informationen zum Uhrenturm von verschiedenen alten Leu-ten wie Spiros Mousselimis, dem damaligen archäologischen Aufseher, und von dem Moslem Tselani Mini Bolati, dessen Vater ihm diese Geschichte erzählte.

Meine Neugier ließ mich nicht ruhen. So fragte ich weitere ältere Christen, Moslems und Juden und schrieb das Gehörte nieder.
1750 wurde diese Uhr von der Stadt Paramythia in Venedig gekauft. Die Glocke trägt die Jahreszahl 1750.

Dann ging es zuerst darum, einen passenden Platz für den Uhrenturm zu finden, damit die Glocke überall in der Stadt zu hö-ren war. Das Uhrwerk ist handgefertigt mit selbst gemachten Schrauben. ZifferblattNur Hammer und Feile waren die Werkzeuge. Die jede Stunde schlagende Uhr hat keine Zeiger. Das Uhrwerk selbst besteht aus einem in zwei Teile trennbaren, viereckigen Rahmen.

Der eine Teil trägt die Zahnräder der Uhr.

Zahnräder und waagrechte Stutzuhr sind einzigartig in Griechenland. Sonst existieren nur senkrechte Stutzuhren. Im zweiten Teil des Rahmens sind die Zahnräder für den Glockenschlag befestigt. Der Antrieb des Werks erfolgt durch Gewichte über zwei Winden, eine für die Uhr und eine für die Glocke. Mit dem Ablaufen der Gewichte werden die Zahnräder angetrieben und das Uhrwerk arbeitet.
Der Handwerker aus Venedig zeigte, wie die Uhr funktioniert. Er gab den Rat, niemals das Uhrwerk zu berühren, sondern nur die Gewichte zu verändern. Er fuhr in seine Heimat zurück und die Uhr lief gut. Uhrenturm 7
Nach einigen Jahren besuchte der Wesir Ali Pascha Paramythia. Bewirtet wurde er von den Moslems im Koulia-Turm, der damals mit Kamin und Wasser ausgestattet und in gutem Zustand war. Der Koulia wurde von den Moslems wie eine Gaststätte geführt. Harems als Zeichen guter Gastfreundschaft stan-den zur Verfügung. Als Ali Pascha die Glocke schlagen hörte, fragte er: „Warum machen die alten Griechen das? Gibt es ein großes Fest?“ Die Agas erklärten ihm, dass die Uhr jede Stunde schlage. Davon beeindruckt, gab er den Befehl, die Uhr von Paramythia nach Ioannina zu transportieren.
Der Transport zu Pferd war sehr schwierig, deshalb wurde die Uhr in zwei Teile zerlegt. In Ioannina zusammengebaut, arbeitete sie nicht mehr. Keiner dort konnte sie reparieren, die Türken waren hoffnungslos überfordert.
Jetzt sahen einige waghalsige Männer aus Paramythia eine Chance, die Uhr für die Stadt zurückzugewinnen. Sie kamen mit Geschenken zu Ali Pascha und erzählten zungenfertig, dass diese Uhr nur in Paramythia arbeiten könne. Schließlich habe der Hersteller das Gelöbnis abgelegt, für den Heiligen Donatos in Paramythia die Uhr zu bauen, Deshalb dürfe sie auch nur hier stehen. Die Uhr wurde ihnen ausgehändigt. Heimlich wurde jetzt ein Handwerker nach Paramythia gebracht, der die Reparatur ausführen sollte. Die Männer wussten, Ali Uhrenturm 2Pascha würde alle Menschen aus Paramxthia hängen lassen, wenn er erfah-ren sollte, wie er ausgetrickst worden war. Die Uhr hatte durch die falsche Behandlung zwar großen Schaden genommen, sie konnte aber repariert werden.
Von 1918 – 1923 betreute der Hodscha Hafis Tselal die Uhr. Seit 1935 liegt die Betreuung in meinen Händen. Sehr beschädigt habe ich sie entgegenge-nommen und musste viel Reparaturen durchführen. Den Typ allerdings wech-selte ich nie aus. Bis zum heutigen Tage arbeitet sie gut.
Es war mir immer eine Freude, diese Uhr zu bewahren. Ohne Geld von der Stadtgemeinde betreute ich sie viele Jahre. Solange ich lebe, werde ich für die Uhr sorgen. Es machte mich glücklich, wenn ich hörte, wie sie arbeitet. Die letz-te von mir vorgenommene Reparatur war im Januar 2001. Jetzt bewahrt sie mein Sohn Christos Papadopoulos, der alle Geheimnisse der Uhr kennt.

 

 

 

 

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